Sonntag, 25. November 2012

Hollahi, hollaho - so ein Pony das macht froh!


Ich stehle mich wieder mal leise aus dem Bett, Steffi soll ruhig ausschlafen. Auf der Suche nach Brot für's Frühstück stelle ich schnell fest, das jeder der kleinen Läden erst 10 Uhr aufmacht – ich vertreibe mir die Zeit mit Lesen. Die Uhr schlägt 10 und ich mache mich auf erneute Streifzug durch die Dorfläden. Zwar erwische ich weder Brot noch Brötchen, dafür aber eine Packung süße Zimtschnecken. Zusammen mit Kaffee und heißer Schokolade wird das unser Frühstück, auch lecker! Danach finden wir doch noch einen Laden mit einem Brot – das Picknick heute Nachmittag ist gesichert. Ab Mittag warten wir aufgeregt darauf, das Tunga's Bruder Zuwa mit den Pferden vorbei kommt – heute wollen wir an das Südufer des Sees reiten! Wir bekommen eine kurze Einführung und schon sitzen wir auf den gutmütigen aber kleinen, halbwilden Pferden. Ein kurzes "Chu" und schon geht's los. Die Pferde reagieren viel besser als die am Orkhonwasserfall.



Sicher im Sattel geht es durch die Steppe
Through the grassland on horseback
Destillation von mongol. Wodka
Destillation of Mongolian Vodka
Eine Jurte voller Käse
A ger full of cheese

So fühlen wir uns schnell sicherer, traben mit den Pferden meist und ich traue mich sogar in den Galopp (oder das Pferd mit mir?). Nach 1,5 Stunden machen wir an einem Rundzelt am See Pause, es gibt Milchtee, Fettgebäck, Käse, Sahne und Quark, der auch an der Zeltdecke aufgefädelt zum Trocken hängt – wir probieren von allem. 

Mongolische Gastfreundschaft - Mongolian hospitality
Außerdem können wir zusehen, wie aus Joghurt mongolischer Wodka destilliert wird, den wir natürlich gleich auch zum Probieren angeboten bekommen. Eine Stunde haben wir bei mongolischer Gastfreundlichkeit pausiert, nun schwingen wir uns wieder auf die Pferde und reiten noch eine Weile weiter westwärts bis zu einer Bucht. Dies wird der Umkehrpunkt, von hier geht es den gleichen Weg am Seeufer zurück nach Tariat. Im sumpfigen, hügeligen Gelände verliert mein Pferd einmal die Balance und stolpert, zum Glück sitze ich fest im Sattel und kann ein vorne "überpurzeln" verhindern. Das Reiten strengt sehr an und desto näher wir Tariat kommen, desto müder werden wir und die Tiere. Steffi rutscht dadurch schon mal die Leine aus der Hand, ihr Pferd tritt darauf und durch den starken Zug erschrickt es sehr. Nur mit Mühe kann sich Steffi auf dem Pferd halten – noch mal alles gut gegangen! Zum Glück ist Zuwa immer in der Nähe. Zurück am Haus tun uns ganz schön die Oberschenkel, Waden und der Hintern weh, etwas lahmend "kriechen" wir die Treppen hoch ins Zimmer. Wir trinken Tee, kochen uns Abendessen und schlafen schon bald ein. 30 km auf dem Pferd sind wesentlich anstrengender als auf dem Rad!


 

Nach dem Tag gestern schlafen wir lange aus. Erst gegen 11 Uhr wird gefrühstückt und anschließend gehen wir in die öffentliche Dusche im Ort. Es ist schon Nachmittag als wir unsere Drahtesel satteln und den 3-tägigen Weg zurück nach Tsetserleg antreten. Endlich Rückenwind! Der hilft uns gut über die nächsten 14 Kilometer den Berg hinauf. Im Windschatten wird gepicknickt bevor es weiter gen Osten, bis zum Tal des Chuluut Gol geht. Die immer noch frische Briese wirbelt zwar auch viel Sand auf, hilft uns aber immer noch gut beim Vorankommen. Als die Straße wieder asphaltiert ist, bemerkt Steffi wie stark ihr Hinterrad schlingert. Wir beschließen kurzerhand an der uns von der Hinfahrt bekannten schönen Stelle am Rand des Canyons zu zelten, damit Zeit zur Reperatur bleibt. Während Steffi Wasser vom Fluss in der Schlucht holt, zentriere ich ihr Hinterrad. Wir kochen gerade Reis mit Sojabolognese, da kommt ein Junge angeritten, der Ziegen hütet. Da er kein Englisch spricht ist unsere Kommunikation sehr eingeschränkt, er reitet bald weiter. Der Himmel zieht sich zu, wir essen im Zelt, schreiben Tagebuch und Blog und schauen noch einen Film auf dem Netbook. Beim letzten Schritt vor das Zelt zum Zähneputzen ist es wieder klar und der Vollmond strahlt die Schlucht an – gute Nacht!
Zun  1. Mal müssen wir auf offener Strecke reparieren
Fixing the bike on the road for the first time
Es ist ziemlich windig heute Morgen so frühstücken wir im Zelt. Wie immer alles zusammenpacken und ich laufe noch mal schnell zum Fluss runter um Wasser zu holen. Wir radeln los doch nach schon 3 Kilometern: Zwangspause. Wieder schlingert Steffi's Hinterrad und jetzt sehen wir den wirklichen Grund. Der Hinterreifen ist an der Seite eingerissen und durch den Druck geweitet. 
Mittag! - Lunch time!
Das einzige was ich tun kann, ist von innen Flicken aus dem Schlauchreperaturset gegen den Reifen zu kleben, damit er nicht weiter aufreißt und und der Schlauch platzt. Gegen 12 Uhr geht es weiter, auch wenn Steffi (berechtigt) Angst hat, dass ihr Reifen während der Fahrt plötzlich platzt. Auch heute hilft der Rückenwind beim Kilometer "machen". Hinter dem höchsten Pass (Khalzangiin davaa) halten wir zu einer ausgiebigen Mittagspause an, holen den Kocher raus und bereiten uns eine Nudelsuppe zu. 
Zelten am Flussufer
Campground at the riverbank
Wir rollen flott vorbei am Dorf Dongol und holen kurz später frisches Wasser aus dem Fluss. 
Der Ehrgeiz ist da, das Wetter und vor allem der Wind spielt mit und so überqueren wir noch den Shar Bulagiin Pass. Danach rolle ich mit sensationellen mit 70 km/h ins Tal, während Steffi wegen bekanntem Defekt etwas die Bremsen ziehen muss, doch alles geht gut. Um 17:30 Uhr entdecken wir einen schönen Platz zum Zelten am Fluss Tamir gol, bauen das Zelt auf, kochen Nudeln und verkriechen uns nach 102 Tageskilometern in die Schlafsäcke.

Die Nacht am Flussufer war wieder kalt. Ich sammele das herumliegende kleine Holz ein und mache eine kleines Morgenlagerfeuer während Steffi "Restefrühstück" kocht. Es gibt Griesbrei mit Milchpulver und eingeweichten Brot – fast ein "Arme Ritter" essen für Lara! Kurz vor Mittag starten wir und stoppen nur 5 km später im Ort Ikh Tamir zum Getränke einkaufen. Danach geht's weiter, heute leider ohne Rückenwind und ein weiterer Pass liegt vor uns! Mit 1994 m zwar nicht der Höchste - mit Serpentinen, steilen Abschnitten und Schotterbelag jedoch der Anstrengendste. Am Pass angekommen begutachten 2 Mongolen erst einmal unsere Räder bevor es für uns wieder bergab, vorbei am Kassenhäuschen für die Passstraße, bis nach Tsetserleg geht. 
Das Provinzmuseum von Tsetserleg
The museum of the province Tsetserleg
Schon 14.30 Uhr sind wir wieder am Fairfield Guesthouse, wir lassen unsere Wäsche waschen und genießen ausgiebig die heißen Duschen. Mit einem Stück Schokokuchen aus der hauseigenen Bäckerei in der Hand laufen wir zum Aimag-Museum (Museum der Provinzhauptstadt), welches sich in einem sehr gut erhaltenen Kloster befindet. Wir freuen uns über teilweise englische Beschriftung in dem kleinen Museum. Um 17 Uhr sind wir zurück im Fairfield Café und essen Lasagne, Veggi-Burger und Kartoffelecken zum Abend – hmmm! Steffi kauft kurz Lebensmittel ein, während ich Blog schreibe, wir lesen, nutzen das Internet und schlafen am späten Abend ein.

Viel zu früh klingelt der Wecker, aber leider fährt der Bus nach UB um 8 Uhr ab. Wir bekommen unsere frisch gewaschene Wäsche zurück, packen die Taschen und frühstücken im Café. Es gibt Eierpfannkuchen, Rührei und Brot. Danach geht es voll bepackt mit den Rädern zum Busbahnhof. Dort feilschen wir um den Preis für die Räder, zuerst verlangte man viel mehr für die Räder, als es auf der Hinfahrt. Am Ende einigen wir uns auf die 20.000 Tugrik, wie vor 11 Tagen. Als wir abfahren ist der Bus richtig voll, einige Leute müssen sogar auf Plastikhockern im Gang sitzen. Die Fahrzeit vergeht heute eher langsam, wir lesen, schreiben Blog und schauen einen Film. Es ist 16 Uhr als wir zurück in der Hauptstadt sind. Wir checken im Guesthouse ein und beziehen unsere Betten im 6er Zimmer, die Räder kommen auf den Balkon. Bevor wir in die Stadt zum Inder essen gehen, laden wir noch einen neuen Blog-Eintrag hoch. Der Abend in der vollen kleinen Hostelwohnung wird gemütlich.
Da viele unserer "Mitbewohner" heute mit dem morgendlichen Zug nach Peking weiterreisen, werden wir schon gegen 6 Uhr wach. Ich kann danach gut weiterschlafen, nur Steffi wälzt sich mit Bauchweh und Gliederschmerzen hin- und her. Am Vormittag ziehen wir in ein Doppelzimmer, welches in einer anderen Wohnung ist, um. Dort werden wir die nächste Nacht verbringen. Danach gehen wir (ein letztes Mal) ins französische Café frühstücken – doch leider sind die Croissants schon ausverkauft :-( ! Bei Baguette und Kuchen schreiben wir Postkarten. Später geht es noch einmal in die Läden um Souvenirs einzukaufen. Jetzt haben wir alles zusammen und packen ein Päckchen, welches wir später zur Post bringen. Darin befinden sich auch Reiseführer, Landkarten und andere nicht mehr benötigten Dinge. Noch ein kurzer Einkauf in der Lebensmittelabteilung des State Department Stores (wer weiß ob wir in China Käse bekommen?) und dann zurück zum Zimmer. Das war eine ganz schöne Rennerei, aber wir haben jetzt wohl alles zusammen. Steffi ruht sich aus, während ich Pesto-Spaghetti koche. Jetzt wo der Magen voll ist, überkommt uns beiden die Müdigkeit. Steffi legt sich hin und ich bereite alles für unsere Abreise morgen früh vor.

Terkhiin Tsagaan Nuur (weißer See) – Teil 2:
132.Tag (29.09.): Tariat- Ausritt auf Pferden zum Südwestufer des Terkhiin Tsagaan Nuur
133.Tag (30.09.): Tariat- Chuulut gol (2:36h, 38km)
134.Tag (01.10.): Chuluut gol- Khalzangiin Pass- Dongol- Kanhui gol- Shar Bulagiin Pass- Tamir Gol (4:53h, 102km)
135.Tag (02.10.): Tamir Gol- Ikh Tamir- Tsagaan Pass (1994m)- Tsetserleg (2:18h, 31km)
136.Tag (03.10.): Tsetserleg- Busfahrt nach Ulaan Bataar (0:28h, 8km)
137.Tag (04.10.) Ulaan Bataar

Adventure on horseback
I get up by myself, while Steffi sleeps longer. On the search for bread I realize pretty fast that all the small shops open not earlier than 10 a.m., so I take a book and read a bit. While asking for bread in the shops later it get's clear that they don't have bread today. Instead I buy a package of cinnamon rolls and together with coffee and hot chocolate it's a good breakfast too. Around noon we're looking forward for Tungas brother Zuwa who arrives with 3 horses to get us to a horse trek to the south side of the White Lake today. We get a introduction and a short while later we're sitting on the back of these small, half-wild Mongolian horses. We only need to say „Chu“ and it starts. The horses follow the directions given by the rein much better than the horses at the Orchon waterfall did. Soon we feel safe on the horseback. Often we trot and sometimes even gallop over the grassland. After around 1,5 hours, we make a break at a ger on the lakeside. There we get milk-tea, fried yeast-dough pastries, cheese, cream and white cheese, the one that is hanging from the ger's ceiling to dry. We try from everyting. Later we can witness how the Mongolian vodka is destillled from a kind of yoghurt. And as it is normal, we get it offered it directly to taste.
About 1 hour later we get back on the horses and ride a few kilometers more along the lakeside. A bay marks our point to return back to Tariat. On the hilly green grass close to the lake, my horse stumbles one time. Furtunately I sit safely in the saddle at this very moment and do not fall off. The horse manages it pretty well too and is up on all 4 legs a step later. Riding is exhausting for us as beginner, but also exhausting for the animals. The closer we get to Tariat, the more tired we all get. One time Steffi let fall a rope to the ground and her horse steps on it and shy's. Only with some luck she stays in the saddle. Furtunately Zuwa is always close and can help in these situations. Back at the guesthouse our legs do hurt a lot and we „crawl“ up to our room and drink a tea. We cook dinner for us and fall asleep soon. 30 km on horseback are much more exhausting than on a bicycle!

An exhausting previous day = a long sleep in the following night. It is already 11 a.m. when we have breakfast. Before we start our 3 day cycle tour back to Tsetserleg we take a shower in the public bath here in the village. Our way back starts direction east, so we have wind from our back, that's great! Thus we get pushed uphill the next 14 km. We have a small picnic and continue back to the canyon of the Chuluut gol river. At this point we have asphalt again under our wheels. Smooth as the road is now, Steffi discovers that her back wheel somehow lurches. We have to fix that soon, so we decide to stop the ride for today and place our tent at our former picnic spot at the canyon. Now there is time to fix the bicycle. While Steffi get's water from the river in the canyon, I try to truing the back wheel. We are about to cook our dinner (rice with sojabeans) when a boy on horseback (that herds some sheeps) comes to us, curious who we are and what we do. Since he does not speak English, (and neither do we Mongolian) our communication stays (unfortunately) on a very low level. The sky gets grey and dark, so we eat inside the tent and watch a movie. At the last time we go outside the tent the sky has cleared up again and we have an incredible view to the stars and the full moon. Good night.

Todays morning is fairly windy, so we have breakfast inside our tent. Like always, we pack everything and I go once more down to the river to get new water. We start our tour and only 3 km later we have to make a break. Steffi's back wheel starts again to lurch. Now we discover the real root cause: the back tire is torn and therefore wider on one section. I try to fix that by sticking patches from the tire repair set on the inside of the tire to ensure that it is stabilized and does not break further. Around noon we continue. Like yesterday, a nice wind from the back helps to cycle quickly. After the highest pass (Khalzangiin davaa) we make a break for a longer lunch break. Today we take out our stove and prepare a noodle soup for us. Like yesterday, we are fast on our bikes, passing the village Dongol and getting fresh water at the river a short while later. Our legs still feel fine and the wind is great too, so we decide to cross the Shar Bulagiin pass today. Afterwards we roll as quick as 70 km/h downhill. Only Steffi has to take it slower due to the damaged tire. Around 5.30 pm we find a nice camping place at the river Tamir gol after 102 km today.

The night at the riverbank has been cold, so I collect some small wood for a little campfire. Meanwhile Steffi prepares a breakfast from our remaining food. We have porridge with milk-powder and soaked bread, that's almost a breakfast like my little nice Lara likes it :)
It's almost lunch time when we start and only 5 km later we stop again to buy some drinks in the village Ikh Tamir. Next we have to cross the last pass on our way back to Tsetserleg. With 1994 m this is not the highest but the steepest and with gravel road the hardest uphill. At the top, 2 Mongols check out our bikes before we head on downhill. Leaving the checkpoint of the toll road behind us, we arrive back in the aimag capital. It is only 2.30 pm when we finally check in the Fairfield guesthouse. We give our dirty clothes to the laundry service and enjoy the hot showers. With a piece of cake from the bakery in our hands we then walk to the aimag museum of Tsetserleg which is situated inside a monastry. The exhibition is intersting (and partially described in English) and the architecture of the buildings is worth to see too. In the early evening we are back in the guesthouse and enjoy Lasagne, a veggi burger and potatoe wedges for dinner, yummy! While Steffi get's some food from the grocery store I write the next blog post.

It is much too early when the alarm clock starts – but we have to get up to catch the bus back to Ulaan Baatar at 8 a.m. today. Fo breakfast we get pancakes, scrumbled eggs and bread in the café. With full loaded bicycles we arrive at the bus station. There we have to negotiate about the fee for the bicycles again. First we got asked to pay much more than we did 11 days ago, in the end we agree at the same price (20.000 Tugrik) as before. With an overloaded bus (some people have to sit on plastic stools in the corridor) we finally start towards UB. In the afternoon around 4 p.m. we are back in the guesthouse and occupy our beds in a 6 bed dorm. We have dinner in an Indian restaurant and return to a crowded hostel and have a nice evening there.

As many of our „roommates“ leave in the early morning to catch the train to Beijing, we wake up pretty early too. When everybody had left I fall asleep again, whereas Steffi doesn't feel alright and can not sleep much longer. Later we change rooms and move into a double-room that we reserved before we left UB. For the last time we get into the French café for breakfast and we write some postcards. Later we go to buy some souvenirs. Another short stop in the state department store to buy some (western) food and return back to the room While Steffi has a small nap I prepare some pesto-spaghetti for dinner. Before I go to bed I have to reorganize our luggage and do some preparation for our next journey which starts tomorrow morning.

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