Freitag, 6. Juli 2012

Zurück an der Küste!

Picknick am Neris auf dem Weg nach Jonava
Picnic at the Neris river on the way to Jonava
In Kaunas geben wir unseren eigentlichen Plan auf, am Nemunas (Memel) zur Küste zu fahren. Denn leider fährt von der Küste keine Fähre mehr auf die Kuhrische Nehrung, sondern nur von Klaipeda aus. So versuchen wir einen Zug nach Klaipeda zufinden, doch da Samstag ist fährt kein direkter Zug dorthin. Als Alternative radeln wir bis Jonava, mit ausgiebiger Picknickpause am in der Sonne glitzernden Neris. In Jonava haben wir einige Probleme den Bahnhof zu finden, da er überhaupt nicht ausgeschildert ist. Die Zugfahrt hingegen ist wieder sehr schön, da es bei der litauischen Bahn noch in jedem Waggon einen Zugbegleiter gibt, der uns hilft unsere Räder und Gepäck einzuladen. Auch freut mich, dass ich mit dem internationalen Studentenausweis nur die Hälfte des Preises bezahle.

 
Nach 20 Uhr kommen wir in Siauliai an und checken im günstigen und neurenoviertem Hostel ein. Anschließend schlendern wir durch die Stadt, sehen uns die Sonnenuhr an, posieren vor dem Radmuseum und sind enttäuscht, dass am heutigen Mittsommerabend kein besonderes Fest und generell wenig Betrieb in den Straßen ist.
Am nächsten morgen stehen wir früh auf und radeln zum 12km entfernten Berg der Kreuze. Hier stehen auf einem Hügel zwischen 200 000 und 400 000 Kreuze. Das ist auch für Nicht-Christen ein beeindruckendes Erlebnis. Nicht nur als intensives Zeichen der Gläubigkeit der Litauer, sondern auch ein Zeichen des Widerstands gegen die Sowjetregierung. Während der Sowjetzeit wurden die Kreuze auf dem Hügel zerstört, doch bereits am nächsten morgen sollen an gleicher Stelle wieder mehr Kreuze als zuvor aufgestellt worden sein. Am Vormittag radeln wir zurück nach Siauliai und nehmen den Zug nach Klaipeda. Dort wartet neben einer wiedermal geschlossenen Touri-Info schon unser CS-Host Romualdas auf uns. Romualdas ist Rentner und hat sich Couchsurfen zum Hobby gemacht. Wir genießen sehr seine Gastfreundschaft und das leckere Essen, dass er für uns zubereitet. Seien es die mit Quark gefüllten Pfannkuchen mit saurer Sahne und Zucker, der Buchweizen oder das Spiegelei für Dirk mit viel Speck. Bei Romualdas fühlen wir uns, trotz oder vielleicht auch wegen der Urigkeit seines Hauses (mit Holzboiler wie auf dem Wagenplatz in WI) gleich heimisch und wohl. Am Abend radeln wir nach Klaipeda und bummeln am Hafen entlang und durch die Altstadt. Bei beginnender Dunkelheit machen wir uns einen Spaß daraus durch den Skulpturenpark zu radeln und die Steinmetzarbeiten mit unseren Radlampen zu beleuchten und dabei zu raten, was sie sie darstellen könnten. Bis spät in die Nacht sitzen wir anschließend bei Romualdas auf dem Sofa und plaudern.
Klaipeda

Dieser Maus soll man seine Wünsche ins Ohr flüstern
Whispering secret whishes in mouses ears

Regen und Wind auf dem Weg zur Kuhrischen Nehrung
Rain and wind at the way on the curonian spit
Nicht Steffi, nicht Remualdas – nein der Regen weckt mich. Von einem grautrüben Himmel, toben sich bei frischem Wind kurze und längere Schauer aus. Sollen wir bei dem Wetter auf die kuhrische Nehrung? Gegen 10 setzt sich die Sonne durch, ich kann dem blauen Himmel nicht wiederstehen und so überrede ich Steffi, der schmalen Halbinsel vor Klaipeda eine Chance zu geben. Mit der alten Fähre setzten wir über. Mit etwas weniger Gepäck als sonst (einen Teil haben wir in Klaipeda gelassen) fahren wir den gut ausgebauten Radweg durch den hügeligen Kiefernwald in Richtung Westen. Die Insel ist mal 1km, an manchen Stellen jedoch nur wenige 100m breit und wenn der Weg auf der Ostseeseite veräuft, bläst uns ein stürmischer Wind ins Gesicht. Dieser, die hohen Wellen und die frischen Temperaturen verjagen jegliche Gedanken an ein Ostseebad aus unseren Köpfen. Dafür enstehen einige schöne Fotos mit bizarrer Landschaft und Wind im Haar :). Gegen Abend, nach gut 60km, kommen wir in Nida an – nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Auf dem etwas außerhalb gelegenen Campingplatz bauen wir das Zelt auf und schaffen es an diesem Abend nur noch einmal zurück in den Ort – um einzukaufen. Leider sind Unterkünfte und auch der Zeltplatz vergleichsweise teuer – so nutzen wir die Campingplatzküche und kochen selbst.

Radeln auf der Kuhrischen Nehrung
Cycling at the curonian spit
Parnidis Düne bei Nida
Parnidis dune next to Nida
Diesmal stimmt der Wetterbericht, dieser Tag sollte schlechteres Wetter werden. Bei grauem Himmel frühstücken wir und laufen zu der benachbarten Düne Parnidis mit Aussichtspunkt – ähnlich wie in Polen bei Leba, steht man hier in einer Art Wüste. Zurück auf dem Campingplatz packen unsere Sachen auf die Räder und machen uns auf die Rückreise nach Klaipeda. Eigentlich wollten wir für die halbe Strecke (aufgrund des Wetters und des schlechten Radweges zwischen Nida und Pervalka) ein Taxi nehmen aber der Preis von 80 Litas ist uns dann doch zu hoch und wir probieren es per Rad. Trotz schwarzer Wolken um uns herum, werden wir von einem großen Schauer verschont. In Juodkrante ruhen wir uns in einem Restaurant am Hafen aus – genießen hinter den Glasscheiben den Wind- und Wettergeschützen Ausblick auf den Hafen und das Haff. Als wir am Abend wieder bei Romualdas in Klaipeda ankommen hat dieser auch gleich wieder neue Tourenvorschläge für Morgen. Wir sollen uns unbedingt noch das Delfinarium ansehen – wir lehnen jedoch (mit Hinweis auf die Reisepläne) dankend ab. Nach einer weiteren entspannten Nacht im großen Bett geht es (endlich) weiter gen Norden.
Was auch immer das heißt – Achtung ein schwarzes Loch vielleicht?
Whatever that means – maybe attention black holes?
Dieser Baum mag Steffi
This tree loves Steffi




"Active Trail" nach Lettland
"Active Trail" to Latvia
Ein neues Land wartet auf uns! Zurück im Sattel fahren wir heute an der Ostseeküste (meist über Radwege) nach Palanga und weiter der Lettischen Grenze entgegen. Der Ferienort Palanga ist sicher ein klasse Badeort – jedoch spielt das Wetter dafür immer noch nicht so richtig mit! Nach einem kurzen Fotostop an der Seebrücke geht es weiter nach Sventoji– dem letzten Ort vor der Grenze. Wir geben unsere restlichen Lita aus – ab sofort brauchen wir lettische Lati. Mit den Lebensmitteln im Gepäck geht es den Radweg – welcher den schönen Beinamen "Active Trail" hat an der Küste entlang. Der Pfad ist meist mit Gras bewachsen, da wo dieses fehlt versinken unsere Reifen im Sand der Dünen. Mit bepackten Rädern sehr anstrengend – wir denken ans Umkehren. Doch ein Gespräch mit entgegenkommenden Radlern überzeugt uns schließlich weiter auf diesem (kürzeren) Küstenradweg zu bleiben. Die Grenze nach Lettland ist erreicht – wir befinden uns auf einer Sanddüne, von einem Weg weit und breit keine Spur. Wir schlängeln uns in (ungefähr) Nord-Richtung durch hohe Wiesen und immer wieder "Sandkästen". Danach wird es noch abenteuerlicher – große Pfützen und moorastige Wiesen gilt es zu umfahren. Irgendwie meistern wir auch dies – aber voran kommen wir heute eher langsam – der Tageskilometerdurchschnitt ist im Keller ;-)
Sudie/Bye Bye

Sveiki/Hello

Bis Pape schaffen wir es heute nicht mehr, so zelten wir direkt an der Küste im Windschatten eines Busches.



In Kaunas we change our travel plan again. Instead of cycling along the Nemunas river towards west, we're taking the train to Siauliai to visit the Hill of Crosses. As it is already evening, we decide to explore the town to find a place to celebrate the longest day of the year – midsummer. Although midsummer is a big event in neighbor countries like Latvia, Norway and Sweden we learned that in Lithuania it is not celebrated that much – nothing special at this evening.
On the next morning we get up early to cycle to the hill of crosses which is 12 km north of the town. The first crosses have been placed in the beginning of the 20th century to protest in a peaceful way against the russian dictatorship. Although these crosses have been destroyed several times by the Sowjets later, they have been erected again. Today the hill with about 200000 to 400000 crosses is a very impressive pilgrim place.
Back in Siauliai we check out the hostel and taking the train to Klaipeda. Back at the coastline we enjoy the fresh breeze of air and cycle to Romualdas place, our next CS host. Romualdas is pensioner and therefore he made couchsurfing to his hobby. The big bed and great food he prepares immediately for us - we enjoy his hospitality very much! Pancakes with curd, sourcream and sugar, the buckwheat for Steffi or the fried egg with bacon for Dirk – just great! At Romualdas we felt immediately like at home, maybe because the hot water get's prepared in an old wood oven.
In the evening we cycle back to the city center, explore the harbour area and the old city center. It was good fun to illuminate the sculptures in a parc with our bicycle lamps and to guess what it is :)

Not Steffi, not Remualdas, the rain is waking me up. From the grey sky there are short rain showers with a gusty wind. Should we really cycle to the Coronian Spit today? At 10 the sun comes back again and after some forth and back we decide to give it a try. Around noon, the old ferry brings us to the peninsula. Through a hilly forest we cycle towards west. The peninsula is sometimes only a few hundred meters wide and if cycling at the side of the baltic sea, a strong wind blows in our faces. This wind, the high waves and the cold temperatures does not allow us a swim in the baltic sea. In the evening we arrive in Nida, place our tent at the campground and prepare a dinner.
This time the weather forcast – the sky is grey. We walk to the sand dune Parnidis not far from Nida from where we can overlook the area which is like a desert, especially in the direction to Kaleningrad, Russia. Back to the campground we pack our things and cycle to Nida where we try to get a bus but the departure is too late. We ask a Taxi instead – but too expensive. On the bicycle we take the way back over Pervalka to Juodkrante where we relax in a restaurant watching the harbour from behind glasses. We arrive in the evening at Remualdas place in Klaipeda and spend a nice evening there.
Now it is time to go on! After a relaxing night we pack our things and get some hints for the next kilometers from our host. Thank you Remualdas for the great time in Klaipeda. 
Further north we arrive in Palanga. With nice wide beaches this town is the perfect summer holiday place. The weather does not invite for a swim so we just make some pictures at the dock. In Sventoji (which is close to the Latvian boarder) we spend our last Lita-money in food and drinks. The cycle route goes on at the coastline, just few meters behind the beach. The surface now changed to „nature trail“ which meant we cycled over grass interrupted by a lot of sandpits where it was hard to push the bike through. Arriving at the boarder to Latvia we find ourselves at a little dune, the path disappeared! On the latvian side it became more adventures since we now come into a wet area where a lot of mud and water is challenging us. That slow we will not arrive to Pape today so we decide to build our tent at the beach.
  
Etappe "Litauische Küste" 
34. Tag (23.06.): Kaunas- Jonava- Zugfahrt nach Siauliai (3:06h, 50 km)
35.Tag (24.06.): Siauliai- Berg der Kreuze- Siauliai- Zugfahrt nach Klaipeda- Melnrage (3:00h, 47km)
36.Tag (25.06.): Melnrage- Klaipeda- Smiltyne- Pervalka- Preila- Nida (4:36h, 67km) 
37.Tag (26.06.): Nida- Juodkrante- Klaipeda- Melnrage (4:21h, 67 km) 
38.Tag (27.06.): Melnrage- Palanga- Sventoji- Küste vor Pape (3:54h, 54 km)

4 Kommentare:

  1. Hi ihr zwei!
    da hab ich mich endlich mal auf den neuesten stand gebracht ueber all das was ihr so treibt... ich muss sagen, klingt klasse :) bisschen fahrrad fahren, kajak fahren, faulenzen, tolle sachen sehen und erleben, interessante menschen treffen und ne menge alkohol scheint auch involviert zu sein ;) ja, ihr macht das richtig, mit soner auszeit! bin schon gespannt was ihr dann alles im fernen osten erlebt, ist ja noch mal nen stueck exotischer fuer uns mitteleuropaeer... also, immer schoen updaten mit vielen bildchen :)
    wuensch euch noch ne tolle reise mit unvergesslichen erlebnissen (hoffentlich meist positive natuerlich)
    lg, claudi

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  2. Hi ihr zwei!
    da hab ich mich endlich mal auf den neuesten stand gebracht ueber all das was ihr so treibt... ich muss sagen, klingt klasse :) bisschen fahrrad fahren, kajak fahren, faulenzen, tolle sachen sehen und erleben, interessante menschen treffen und ne menge alkohol scheint auch involviert zu sein ;) ja, ihr macht das richtig, mit soner auszeit! bin schon gespannt was ihr dann alles im fernen osten erlebt, ist ja noch mal nen stueck exotischer fuer uns mitteleuropaeer... also, immer schoen updaten mit vielen bildchen :)
    wuensch euch noch ne tolle reise mit unvergesslichen erlebnissen (hoffentlich meist positive natuerlich)
    lg, claudi

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  3. Kommentar von den Bergelts am 15.07.:

    Weil heute dein Geburtstag ist,
    da haben wir gedacht,
    wir schicken dir nen Blogeintrag,
    weil dir das Freude macht:-)

    Sogar die Bergelts sind bei dir,
    an diesem schönen Tag,
    auch weiterhin ne schöne Tour,
    und dass dich Steffi mag.:-)

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