Reisende - Travellers |
Ziemlich spät kommen wir aus
den Betten, die Nacht halb im Zug und halb im Hostel war ermüdend.
Jetzt sind wir gespannt, ob und in welchem Zustand unsere Räder in
Irkutsk angekommen sind. Von der Innenstadt
aus müssen wir den Fluss Angara überqueren um zum Bahnhof zu
gelangen. Nach kurzer Suche finden wir den Gepäckbahnhof und wollen
mit unseren Tickets die Räder abholen. Zunächst versucht uns die
Dame am Schalter jedoch noch einmal 60 Rubel abzuknöpfen um die
Räder zu erhalten. Wir stellen uns dumm und wollen (und können!)
sie nicht verstehen, letztendlich bekommen wir die Drahtesel auch
ohne das Geld zu bezahlen. Mein Rad hat einen großen Kratzer bis
auf's Alu am Rahmen abbekommen, ansonsten nur Kleinigkeiten – wir
freuen uns, die Räder sind voll intakt. Zufrieden fahren wir zurück
zum Hostel, holen unser Gepäck und ziehen ins Baikalhostel um (da
der Baikaler für die kommende Nacht leider ausgebucht ist).
Am Angaraufer At the Angara riverbank |
Das neue
Hostel liegt leider 8 km von der Innenstadt entfernt in der Nähe des
Angara Staudamms. Leider ist es nicht so schön und sehr beengt, da
es eine Wohnung in einem Wohnhaus, mit nur einem Bad für alle 16
Gäste ist. Zwar ist das Baikalhostel das erste Hostel in Irkutsk,
jedoch sind Inneneinrichtung und Zustand der Betten seitdem scheinbar
nicht erneuert worden. Durchhängende, quitschende Doppelstockbetten,
eine Mini-Küche und leider kein Aufenthaltsraum runden das
unterdurchschnittliche Bild ab. Die Angestellten sprechen Deutsch,
was jede Menge deutsche Touris anzieht. In unserem Falle haben wir
den Altersdurchschnitt gründlich gesenkt, da eine deutsche
Reisetruppe von mit-40ern oder Fünfzigern fast die ganze Wohnung in
Beschlag genommen hatte.
Versunkene Holzhäuser Sunken wooden house |
Nun gut, wir fahren erst einmal mit dem Bus
zurück in die Stadt. Dort spazieren wir an der Angara-Promenade
nordwärts zu einem großen Stadttor. Dabei entgeht uns nicht, welche
hohe Strömung der breite Fluss hat – verständlich, wenn man sich
überlegt das dieser der einzigste Abfluss aus dem Baikalsee ist.
Dort finden wir auch eine Tafel auf der die Architekturdenkmäler der
Innenstadt zu einem Rundgang zusammengefasst sind. Kurzerhand
entschließen wir uns diesem Rundgang bei schönem Wetter zu folgen.
Vorbei durch Straßen mit vielen alten, krummen und schiefen
Holzhäusern, durch die Fußgängerzone und die Hauptstraßen der
Innenstadt gewinnen wir einen guten Ein- und Überblick über die
Hauptstadt Sibiriens. Nachdem wir noch kurz einkaufen waren, fahren
wir zurück zum Hostel, kochen uns dort Wareniki (gefüllte
Teigtaschen) und treiben uns im Internet herum. Gegen 23 Uhr legen
legen wir uns hin, sind damit bereits die Allerletzten und kommen in
ein Zimmer mit 3 schnarchenden Männern – das Einschlafen fällt
sehr schwer. Die Nacht über wachen wir mehrmals auf und hören der
Scharchofonie zu, hört der Eine mal auf, fängt garantiert ein
Anderer an.
In Irkutsk |
Gegen
8 Uhr stehen wir freiwillig auf, sind übermüdet, genervt und haben
von den durchhängenden (Feld)Betten Rückenschmerzen. Obwohl wir
eigentlich 2 Nächte hier bleiben wollten, ziehen wir hier vorzeitig
aus und in das Nerpa Hostel ein (zum Glück gibt es jede Menge
Hostels in Irkutsk). Nerpa ist eine kleine Robbenart, die nur am
Baikalsee vorkommt und eben der Name dieses Hostels. Bei unserer
Ankunft gegen 10 Uhr schlafen noch fast alle im Hostel – auch etwas
komisch. Wir stellen unsere Sachen erst einmal in eine Ecke dieser
Wohnung und gehen zum mongolischen Konsulat. Hier beantragen wir das
Visum für die Mongolei. Gleich beim Betreten des Hauses fällt uns
die Freundlichkeit der Mitarbeiter auf. Man lächelt, gibt uns
zuvorkommend Schere und Klebestift um das Passbild auf dem Antrag
festkleben zu können und hilft uns gern ,wenn Fragen bestehen.
Sofort kommt bei uns eine Vorfreude auf unser nächstes Reiseland
auf, es scheint als ob man da offener, herzlicher und hilfsbereiter
ist als hier in Rußland (das schlechte Bild gilt aber nur für
Offizielle). Jetzt sind wir unsere Reisepässe ersteinmal los, die
Bearbeitung wird eine Woche dauern. Wir radeln zurück ins Hostel und
beziehen unser Doppelzimmer – heute Nacht garantiert keine
Schnarchnasen! Dort bereiten wir unsere Radtour nach Listvjanka am
Baikalsee vor, die morgen startet.
Unterwegs in Richtung Listvjanka On the way to Listvjanka |
Am Fluss Angara At the Angara river |
Mit
(fast) vollbepackten Rädern geht es am späten Vormittag los in
Richtung Baikalsee. Endlich dem Stadtverkehr entkommen verläuft die
hügelige Straße immer parallel zum Angara-Fluss südostwärts. Nach
jedem etwa 300 m langen Anstieg, geht es wieder zügig bergab. In der
Talsole angekommen, jedoch auch gleich wieder bergauf. So zieht sich
das für die nächsten 40 km. Die Beine sind schon sehr schwer und
Steffi schmerzt ihr Knie, deshalb machen wir öfter mal Pausen in
denen wir Kwass (Brottrunk) trinken, der hier am Straßenrand aus
gelben Tankwagen verkauft wird und futtern Müsliriegel, damit die
Beine wieder in Schwung kommen. Nach 65 km wird das Profil wieder
flacher, der Fluss neben uns breiter und vor uns öffnet sich der
Baikalsee. Bei grauem Wetter checken wir im Baikaler Eco-Hostel in
Listvjanka ein.
Angekommen am Baikalsee Arrived at Lake Baikal |
Der Omul ist gegessen! This Omul is eaten! |
Eiskalter Baikalsee Freezing cold lake baikal |
In der Banja In the Banya |
Am
heutigen Morgen werden wir von Regen geweckt. Der Himmel ist sehr
grau, kein Lichtblick. So wird das wohl nichts mit der Wanderung an
der Küste entlang in ein 18 km entferntes Dorf. Stattdessen lassen
wir alle 4 gerade sein, schreiben Postkarten und lesen. Am frühen
Abend haben wir uns die Banja (russische Sauna) auf dem Gelände
reserviert. Diese ist in einem schönen Holzhäuschen und es wurde
sehr gut für uns angeheizt. Wir setzen uns mehrmals in den 70ºC heißen Raum, "peitschen" uns mit Birkenzweigen und trinken
Bier. So wurde uns trotz des kühlen, grauen Wetters noch richtig
warm ums Herz ;-)
Das
Wetter zeigt sich wieder von der schönen Seite. Bei blauem Himmel
und Sonnenschein stärken wir uns am Morgen im Hostel für die
bevorstehende Wanderung nach Bolshi Koty, dem 18km entfernten
Fischerdorf. Von Listvjanka führt der Weg zunächst im bergigen
Hinterland in Richung Osten. Nach 8 km gibt der Wald immer wieder
Blicke auf den tiefblauen Baikalsee frei. Der Weg schlängelt sich
teils breit, teils schmal und abenteuerlich nah an der Steilküste
entlang, verliert hin und wieder an Höhe, sodass man an das Wasser
gelangt.
Auf dem Weg nach Bolshi Koty On the hike to Bolshi Koty |
... ist ganz schön kalt ... ... is really cold ... |
Das Wasser im Baikalsee... The water of lake Baikal... |
Es ist später Mittag und somit am wärmsten als wir uns
getrauen, ein Bad im klaren Wasser des Sees zu nehmen. Es ist eine
ziemlich große Überwindung, jedoch verspricht ein Bad im Baikalsee
ein um 5 Jahre längeres Leben – hehe!
... aber trinkbar ... but trinkable |
Wir haben es Beide in den
See und auch heil wieder heraus geschafft. Danach hatte die Sonne ein
leichtes Spiel uns wieder aufzuwärmen. Erfrischt und flotten
Schrittes wandern wir weiter – wollen wir doch die Fähre vom
Fischerdorf zurück nach Listvjanka nicht verpassen.
Auf der Wanderung On the hike |
Lebensmittelladen in Bolshi Koty Grocery store in Bolshi Koty |
Zeitvertreib am Strand Wasting time at the beach |
In Bolshi Koty
angekommen verwirren uns wiedersprüchliche Aussagen, ob die Fähre
um 18 Uhr nun heute fährt oder nicht. Angeblich wird sie wegen viel
Wind späterkommen oder ausfallen. Von Wind ist hier zwar nichts zu
spüren, aber vielleicht anderswo? Wir nutzen die Zeit, schlendern
durchs Dorf, werfen einen Blick in den kleinen Lebensmittelladen und
warten am Steg. Zusammen mit uns tun das noch einige andere Touristen
und Einheimische – na dann muss ja noch was kommen. Neue Gerüchte
kommen auf, dass eine andere Fähre um 21:30 Uhr kommen wird. Wir,
wie auch die Einheimische harren aus. Zusammen mit anderen Reisenden
(die größtenteils auch in unserem Hostel wohnen) kühlen wir eine
Flasche Wodka im Baikalsee und entleeren sie kurze Zeit später –
überhaupt wird uns am Strand nicht langweilig, wir haben eine Menge
Spaß. Es ist schon dunkel und fast 22 Uhr als eine Katamaran-Fähre
am Strand anlegt und ihren Steg zu uns herunterklappt. Wir alle
finden auf dem Schnellboot mit Ziel Irkutsk Platz und außerplanmäßig
werden wir auch in Listvjanka abgesetzt. Etwas ausgehungert zurück
im Hostel packen wir alle zusammen unsere Essensvorräte auf den
Tisch und verputzen sie gemeinsam. Mit Kaviar und Wodka wird es so
doch noch ein sehr schöner Abend, bei dem wir auf
französisch-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft anstoßen.
Endlich kommt eine Fähre Finally a ferry came |
Und alle freuen sich And everybody is happy |
Anstoßen auf die französich-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft Cheers to the french-canadian-australian-german friendship |
An einem verregten Tag zurück nach Irkutsk On a wet day back to Irkutsk |
Tags
darauf regnet es wieder und wir entscheiden uns mit dem Bus die 70 km
zurück nach Irkutsk zu fahren. Nach einigem Suchen finden wir einen
Minibus mit Dachträger der uns und die Drahtesel (für einen kleinen
Aufpreis) mitnimmt. Wir warten noch bis er mit mehr Passagieren voll
ist und in knapp 1,5 Stunden geht es zurück in die Stadt. Am
Nachmittag bereiten wir uns im Hostel auf die Tour zur größten
Insel im Baikalsee – der Insel Olchon vor. Am nächsten Tag wollen
wir uns mit den Rädern auf die 250 km lange Tour machen.
Tour Irkutsk und Listvjanka:
85.Tag
(13.08.): Irkutsk (0:30h,7km)
86.Tag
(14.08.): Irkutsk- Taltsi-Listvjanka (5:05h, 78km)
87.Tag
(15.08.): Listvjanka
88.Tag
(16.08.): Listvjanka
89.Tag
(17.08.): Listvjanka- Bolshie Koty- Listvjanka
90.Tag
(18.08.): Listvjanka- Minisbusfahrt nach Irkutsk (0:27h, 4,6km)
It has been an
interrupted night, so we get up late this morning. We are excited how
our bicycles made it to Irkutsk in the baggage waggon. To get back to
the train station we have to cross the river Angara. It takes some
minutes until we find the baggage counter where we show our tickets.
The lady tries to tell us in Russian that we have to pay another 60
roubles to get back our bikes. We don't (want) to understand her and
finally get our bulky luggage back without paying this "tip".
Although we did not pack them they are both fully functional – we
are happy to have them back! Now we cycling back to downtown, picking
up our bike panniers at the hostel and move to another hostel (since
the previous one is fully booked). Our new "home" the
Baikalhostel is not as nice as the previous one and 8 km away from
the city center. Although it had been the first hostel in Irkutsk, we
do not understand it's good reputation. 16 guests squeeze into a
small flat, only 1 bathroom, a tiny kitchen and no common area. Also
the funiture seemed to be not renewed since times. Metal squeaking
and very soft bunk beads do complete the underaverage appearance. The
staffs speaks German which attracts a lot of German tourists. At this
day the flat was occupied by a group of travellers, all around 40 or
50 years old – we have lowered the average age in a hostel! However
– by trolleybus we went back downtown. Direction north, we walk
along the riverbank and where we find a big city gate. We recognize
that the flow of the Angara river is fairly high due to the
fact that this river is the outflow of lake baikal. In the area we
find a plate that displays a city walk along the architectural
interesting sites in the city. We decide to follow this suggestion.
The way leads us along old (half sunken) wooden houses, through the
pedestrian area and the main streets of the city center and thus
offers a good overview of the sibirian capital. After we have been
shopping for our dinner we return to the hostel and cook Vareniki
(filled dumplings) and stroll around on the internet. Around 11 we go
to bed, being already the last ones. Sadly that we found our
dormitory full of snoring man – it is hard to fall asleep. This
night we wake up more than once and listen to the "Snoring-symphony",
when one finishes it is guaranteed that some other starts.
Around 8 we get up,
frustrated, sleepy and with a hurting back. We decide to move out and
spend the next night in the Nerpa (again a different) hostel. Nerpa
is the name of a small seal species that only exists at Lake
Baikal and the name of this accomodation. At our arrivial around 10
am, everybody (incl. staff) still sleeps – a little bit curious. So
we just place our bags in a corner and leave for the Mongolian
consulate, where we apply for visa today. Directly as we enter the
consulate we realize that things are different than in Russian
offices. People are helpful, friendly and with a smile on their face
they help to do the paperwork. In us grows excitement about our next
country to travel. It will take a week until we can pick up our
passports again. We cycle back into our twin room – today there
will be no one snorring! In the afternoon we prepare our next
bike-trip that starts tomorrow and will bring us to Listvjanka at
Lake Baikal.
With (almost) all
our luggage we leave Irkutsk in the late morning, direction Lake
Baikal. After we escaped the towns traffic, the hilly street follows
in parallel to the Angara river, direction southeast. After each
ascend of about 300 m length, it goes downhill. Arrived in the dip
again uphill. That's how it remains for the next 40 km our legs
getting heavy and Steffi's knee starts to ache. During breaks
we drink "Kvass" (a bread based drink) that is sold at the
street and eat cereal-bars so that we recover quickly. After 65 km
the road get's more flat and in front of us Lake Baikal appears.
Listvjanka welcomes us with a grey sky and we check in the nice
Baikaler Eco hostel.
Although we slept in
a 10 bed dorm, we had a relaxing night under the roof in a wooden
house. We don't know if that had been due to the good room climate,
the good beds our own exhaustion. At nice weather we cycle with
unloaded bikes down to Lake Baikal, exploring Listvjanka and eat
smoked Omul (fish from lake Baikal). By foot and legs we checked out
the lakes temperature – and yes, it is really cold! The evening we
spend together with more travellers in the hostel, exchanging travel
experience and -plans.
This morning the
rain wakes us. The sky is completely grey – no hope for sun. We
have to change plans and will not do hiking today. Instead we write
Postcards and read. In the late afternoon we go to the Banya (russian
Sauna). This Banya is in a seperate wooden building and was heated up
very well. We use the 70 degC hot room a couple of times and hit us
with birch branches how it is traditional here and drink beer.
Thus we had a nice and warm day – even during cold weather.
The sun is back
again – the right time for a hike! We strengthen ourselves with a
good breakfast and start our 18 km tour to the fisher village Bolshi
Koty. From Listvjanka the path leads trough forest and over hills
direction east. After 8 km lake Baikal appears more and more often
and finally the track follows the steep coast. Some stone or gravel
beaches appear every now and then giving access to the water. It is
early afternoon when we take a swim the the cold, clear lake. It is
hard to get in but according to a legend a bath in the lake extends
the live for 5 years!!! We both now get older after this refreshing
adventure. We continue our hike soon to not miss the ferry from
Bolshi Koty back to Listvjanka in the evening. Arrived in village
there are different rumous that the ferry will be late or won't run
today. In the meantime we explore the village with it's small grocery
store and have some fun with other travellers that are waiting like
we do. Locals that also keep on waiting at the beach give us hope
that sometime some boat will come. It is almost 10 pm when finally a
katamaran boat arrives at the beach. Together with other guests from
our hostel we got off the boat 30 minutes later, walk to the hostel
and all of us spend a funny late evening at the big table.
Today it rains again
and we turn back to Irkutsk by mini-bus. After a while we find a van
with a rack that can take us and the bikes for a little extra money.
Within 1,5 hours we are back in the town and prepare our tour to the
biggest island on the lake, island Olchon. On the next day we want to
start with our bicycles on this 250 km long tour.
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