Dienstag, 2. Oktober 2012

Insel Olchon - das 2. Mal am Baikalsee

Der Baikalsee ist ungefähr so groß wie Belgien – da passt doch eine Insel rein, oder? Das wir der größten Insel im Baikalsee einen Besuch abstatten möchten stand schon lange fest. Für die Buriaten spielt Olchon eine große Rolle, da sie eine heilige Stätte nach ihrem schamanischen Glauben ist. Zudem lockten uns die schönen Strände und die bizarren Klippen. 

Am Morgen verlassen wir Irkutsk mit vollbepackten Rädern, da es in der nächsten Woche durch so dünn besiedeltes Gebiet geht, dass meist Selbstversorgung und Zelten ansteht. Da heut in 8 Tagen unser Zug in die Mongolei weiter fährt, bleibt uns nur wenig Zeit um die 250 km zur Insel zu fahren und sie uns anzuschauen. Wir verlassen Irkutsk und ein langes Tal führt uns in nördöstliche Richtung. Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit, mehrere starke Regenschauer machen uns nass. Schon bald endet die asphaltierte Straße, Schotter- Sandpiste schließen sich an. Diese wird durch den Regen schön aufgeweicht und die Fahrt wird zu einer Schlammpartie. Die Nässe kühlt uns mehr und mehr aus, Autos, LKW's und Busse spritzen uns schön dreckig – so langsam machte es keinen Spaß mehr. Die wenigen Leute die uns auf dem Abschnitt sehen staunen über die 2 "Verrückten". Als es mal wieder stark regnet ist gerade eine Tankstelle in der Nähe deren Dach uns guten Schutz bietet.



Schlechte Radfahrbedingungen
Bad cycling conditions
Schnelle Grobreinigung bevor nix mehr geht
Quick cleaning before everything stucks

Wir radeln noch ein paar Kilometer weiter bevor wir mitten in der Taiga, 20 km von jeder Siedlung entfernt, neben der Straße unser Zelt aufbauen. Müde, dreckig und ausgekühlt wärmen wir uns bei heißem Tee und Abendessen wieder auf und verkriechen uns bald in die Schlafäcke.


Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne
The sun is back on the next day

Steffi hat mich immer vor wilden Bären gewarnt - hat sie recht?
Steffi always warned of wild bears - is she right?


Endlich bergab...
Finally downhill..
Auch der nächste Morgen ist kühl mit Temperaturen um die 5 ºC. Der Regen hat aufgehört jedoch hängen die grauen Wolken noch immer am Himmel fest. Nach dem Frühstück packen wir unsere klammen Schlafsäcke und das nasse Zelt zusammen und werden erst bei den nun kommenden 8 km bergauf richtig warm. Immer mehr Wolkenlücken lassen Licht und Sonne hindurch, was ein kämpferisches Lächeln auf unsere Gesichter zaubert.

...durch endlose Waldgebiete
...trough endless forest
Nach dem langen Anstieg von gestern und heute Morgen folgt eine lange Abfahrt auf der Schotterstraße. Dabei muss Steffi mit ihren dünnen Trekkingreifen besonders vorsichtig sein. Nach etwa einer Stunde kommen wir im Ort Malenki Golostnoje an. Wir streifen kreuz und quer auf der Suche nach einem Lebensmittelladen und finden einen kleinen Mini-Markt. Also kaufen wir ein paar Vorräte und verlassen das Dorf.


Am Fluss angekomme
Arrived at the river
Ein kleiner Plausch mit Einheimischen
Chatting with locals
Unsere Anwesenheit hat sich aber schon herumgesprochen und so begleitet uns ein Auto mit ein paar Jugendlichen eine Weile die Dorfstraße entlang.

Das ist der einzigste und beste Weg ihn zu queren
This is the only and best way to cross it
Schon kurz darauf stehen wir vor einer eingestürzten Brücke. So müssen wir den Fluss, wie alle anderen Fahrzeuge durch eine Furt durchqueren. Wie geht denn das? Ist die Strömung sehr stark? Wir schauen erst einmal ein paar Autos zu um die Ideallinie zu finden, krempeln die Hosen hoch und schieben die Räder durchs kalte Wasser. Die Packtaschen halten alle was sie versprechen und bleiben wasserdicht.

Auf der anderen Seite angekommen geht unser Weg weiter Richtung Nordosten. Dieser wird bald kleiner und unwegsamer. Jetzt fällt Steffi (zum Glück) jedoch ein, dass wir ja unsere Pässe wieder vom mongolischen Konsulat abholen müssen, bevor wir am Sonntag in die Mongolei weiter reisen. Oh Schreck – was tun? 
Entweder schon am Freitag (also in 4 Tagen) vormittags zurück in Irkutsk sein oder gleich zurück fahren, da am Wochenende das Konsulat zu hat. Angesichts der widrigen Straßen- und Wetterverhältnisse entscheiden wir uns für sofortige Umkehr. An diesem Nachmittag fahren wir noch die 20 km bis kurz vor Malenki Golostnoje zurück und schlagen am Flussufer unser Zelt auf.

Die "Dorfjugend" an unserem Wildcampingplatz
The "youth of the village" at our campground
Während wir in der Abendsonne kochen und essen besucht uns noch einmal die lokale Dorfjugend und macht Fotos vom Zelt und uns – zelten ist in Russland wahrscheinlich echt etwas besonderes. Während Steffi das Kochzeug zusammenräumt, fahre ich noch einmal durch den kalten Fluss zurück ins Dorf um herauszufinden wann und wo morgen früh der Bus zurück nach Irkutsk abfährt. Nur so schaffen wir es schnell zurück und in der verbleibenden 

Unser Zelt im nebligen Flußtal
Our tent in the mist

Zeit noch auf die Insel Olchon. Mehrere identische Antworten (und das was ich mit Händen und Füßen verstanden habe) überzeugen mich das der Bus um 8 Uhr vor dem kleinen Mini-Markt abfährt. Mit diesen Erkenntnissen fahre ich zurück, überquere den Fluss und komme fast im Dunklen zurück zum Zelt am Flussufer wo sich schon ein Nebelschleier über die Wiese gelegt hat. Es ist frisch und wir verkriechen uns im Zelt.


Warten auf den Bus nach Irkutsk
Waiting for the bus to Irkutsk
6 Uhr klingelt der Wecker, es ist sehr kalt – die Zeltinnenwand von Reif überzogen. Schnell schlüpfen wir aus den Daunenschlafsäcken in unsere wärmsten Sachen, packen alles zusammen und beladen die Räder. Bevor wir feste Schuhe anziehen, muss aber noch ein letztes Mal der Fluss durchquert werden. Nach dem kalten Fußbad ist auch die letzte Schnarchnase wach. ;-). Um 7:30 Uhr stehen wir fröstelnd an der Haltestelle. Der Bus kommt erst 8:30 Uhr und es ist ein kleiner Bus (ca. 30 Sitze) ohne Gepäckfächer und er ist brechend voll. Zum Glück erklärt uns ein Anwohner das in einer Stunde ein großer Bus kommt. Warum sind wir nur so zeitig aufgestanden? Wir werfen unseren Benzinkocher an und machen Kaffee und Tee. Die Tassen sind noch nicht ganz leer, da kommt schon ein großer Bus den holprigen Weg entlang. Freundlich frage ich, ob wir die Fahrräder mit im Bus nach Irkutsk nehmen können- kurz eine grimmige, genervte Miene, dann aber doch okay! Schnell machen wir die Vorderräder raus, stellen den Lenker quer und rein damit in das Gepäckfach. Obendrauf noch unsere 10 Radtaschen und schon fahren wir bequem, über die Straße die wir vorgestern noch bei widrigem Wetter geradelt sind, zurück nach Irkutsk. Um 11 Uhr kommen wir mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht an. Gleich fahren wir zum Konsulat und holen die Reisepässe mit dem mongolischem Visa ab. Danach fahren wir ins Nerpa Hostel und packen ab. Über das Hostel lassen wir den Minibus buchen, welcher uns morgen früh abholt und zur Insel Olchon bringt. Den Nachmittag verbringen wir bei schönsten Sonnenschein am Ufer der Angara, entspannen und schauen Männern zu, die sich im "an der Klimmzugstange hängen" messen. Ein fleißiger Geschäftsmann verspricht einen Gewinn von 10000 Rubel dem, der für mindestens 2 Minuten an der Stange hängen kann. Keiner von den vielen die wir gesehen haben hat das geschafft und somit seine 1000 Rubel Einsatz verloren. Am Abend ist es dann bestätigt, dass wir morgen früh vom Minibus abgeholt werden, die Räder und ein Teil des Gepäcks bleiben im Hostel wohin wir nach 4 Tagen zurückkehren. Wir packen noch eine ganze Weile unsere Dinge ein und aus bis alles passt. Leider trinken und quatscht das Hostelpersonal die ganze Nacht hindurch mit Freunden und Gästen, was uns immer wieder wach werden lässt – uns ist leider nicht nach mitfeiern ;-)

Insel Olchon Radtour
91.Tag (19.08.): Irkutsk- Chudjakowa- mitten "in der Pampa "(4:30h, 65km)
92.Tag (20.08.): Mitten "in der Pampa" - Mal. Golostnoje- Waldweg nach Bulunschuk- Mal. Golostnoje (3:18h, 46km)
93.Tag (21.08.): Mal. Golostnoje- Busfahrt nach Irkustk

The lake Baikal has approximately the size of Belgium – this is big enough to have an island too, eh? It has been already long in our heads that we want to visit the biggest island in the lake. For the Buryats Olchon means a lot since it is a holy place for their shamanistic believe. Further we have been intersted in the nice beaches and the cliffs.

In the morning we leave Irkutsk with full loaded bicycles since we cycle trough an area with few population and thus we will do self catering and camping. Today in 8 days our train to Mongolia leaves from Irkutsk, so we have only little time to cycle to the island of Olchon. We leave Irkutsk through a valley in direction north-east. Unfortunately the weather is not on our side this time, a couple of heavy showers made us wet. Very soon the asphalt road ends and we continue on gravel road that soon turns into a mud road. Splashed with dirt and water by the other traffic and the rain we're getting colder – this is not fun any longer! The few people that we meet are looking excited at the two crazy people! We cycle for some more time before we stop in the middle of the "Taiga", 20km away from any settlement and place our tent. Exhausted, dirty and cold, we try to warm ourselves with tea and the hot dinner before we jump in our sleeping bags.

The next morning is cold too with temperatures around 5 degC. It stopped to rain but deep grey clouds still covering the sky. We pack our tent and stuff after breakfast and continue to cycle another 8 kilometers uphill, which perfectly warms us up. The sky clears up more and more which brings back a smile into our face during the long downhill on the gravel road. While doing that, especially Steffi hast to be careful with her thin 28" tires. After around 1 hour we arrive in the village Malenki Golostnoje where we look for grocery store and find a little mini-market  So we buy some food and are leaving the village. On our way out some youngsters follow us in a car since the strangers on bicycles have been noticed quite well. A short time later we stand in front of a broken down bridge which forces us to cross the river through it. How does that work? Where is the best place to cross? Is the river streaming to fast? We first watching some cars how they do it before we follow. We turn up our pants and push the bike through the cold river. Our bags stay waterproof as promised. Arrived on the other side we cycle on, direction north-east. After a while we remember that we have to pick up our passports before we leave next sunday and that the consulate is closed on week-ends. So either we are already back in Irkutsk on Friday or we return right away. Due to the bad weather and poor road conditions we decide to turn around immediately. So we ride back the 20km to Malenki Golostnoje where we pitch our tent on the river bank. During sunset we cook our dinner and got visited by the youth of the village again – camping must be something very special in Russia. In the time when Steffi cleans up, I cross the river again, cycling into the village to find out when and where the bus back to Irkutsk leaves tomorrow morning. Only like that we will safe time enough to make a 2nd try to reach the island of Olchon. So I asked around (with my non existing Russian) and after I got multiple identical answers that the bus leaves at 8 from the mini-market I'm confident that this is the truth. With these news I return, cross the river and arrived at the tent almost in darkness.

6 o'clock, the alarm bell rings, it is very cold, there is a thin layer of ice at inner tent side. Quickly we get into our warmest clothes, pack everything together and get it on the bikes. The shoes we can leave off since it is the first task to cross the river a last time. After this is done we jump into our boots and for sure everyone is awake now ;-) ! At 7.30 am we stand in front of the mini-market, waiting for the bus that finally arrived at 8.30. Unfortunately it is only a small bus without any baggage compartment and already fully packed. Fortunately a local makes us understanding that there will be a bigger bus to Irkutsk that arrives in one hour – so why have we woke up that early? We get our stove out of the bags and make ourselves tea and coffee. Before we finished our cups a big bus comes along the bumpy gravel road. I ask the bus driver friendly if he can take us, the luggage and the bicycles to Irkutsk. I get back a unfriendly face from him but finally it is okay. So we quickly have to dismount the front wheel, turn the handlebar to get the bicycles together with the baggage in the bus. Now we ride very comfortable within 1,5 hours the way, that has been very exhausting 2 days before, back to Irkutsk. We arrive around 11 in town and immediately go to the consulate to get our passports with the mongolian Visa back. Then we cycle to the Nerpa hostel, check in and book the minibus for tomorrow morning that will bring us to the Olchon island. We spend the afternoon during nice sunny weather at the riverbank of the Angara, relaxing and watching a clever businessman that offers a game: The one who can hang on a bar for more than 2 minutes win's 10.000 Rubles. The price to participate is 1000 Rubles. Many man try it but nobody succeeded. Back in the hostel we re-organise our bags and put a part of our luggage and the bicycles in the basement to leave it there during our Olchon trip. We wake up often in the night since the hostel-staff and some guest make a drinking party through the entire night – unfortunately we are not in the mood to get up and drink with them ;-)

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