Mittwoch, 3. Oktober 2012

Insel Olchon – der 2. Versuch



Am Morgen stolpern wir über die leeren Flaschen und steigen über die im Schlafsack liegenden "Trunkenbolde". Einer vom Hostel bringt uns um 8 Uhr zum Minibus. Der fährt erst noch einige Stationen in Irkutsk an (andere Hostels, Bahnhof, Busbahnhof), erst nach weiteren 90 Minuten ist der Bus voll und wir endlich auf dem Weg zur Insel Olchon. Im Bus lernen wir Andreas und Maria, ein Deutsch-Spanisches Pärchen welches in Brüssel lebt, kennen (das ist doch mal Europa!). Am frühen Nachmittag stehen wir mit dem Bus am Ufer des Baikalsees und warten auf die Fähre zur Überfahrt. Die bringt uns die kurze Strecke in 20 Minuten auf die 72 km lange Insel. Bis in die Inselhauptstadt Kuschir sind es dann noch einmal eine reichliche Stunde. Während dieser Zeit zieht eine hügelige Landschaft mit schönen grünen Wiesen an uns vorbei. Endlich da! Wir kommen bei Nikita's Homestay, der größten und berühmtesten Unterkunft auf der Insel an. Da alle Holzhäuser auf dem liebevoll gestalten Gelände ausgebucht sind, wird uns ein "Homestay" auf der gegenüberliegenden Wegseite angeboten. Dort wohnen wir in eine kleinen Holzhütte, bekommen bei Nikita's Vollpension und dürfen (da wir keine Dusche bei unserer Hütte haben) jeden Tag kostenlos die Banja benutzen – juchu! Wir tragen uns gleich für den heutigen Abend auf die Liste ein. 
Bei / At Nikita's homestay










In Kuschir
 
Genau wie Andreas und Maria buchen wir die Minibustour zur Nordspitze der Insel für den nächsten Tag und gehen Nachmittags noch an der Steilküste vor Nikita's spazieren, sonnen uns und trinken ein Bierchen. Zurück geht's in den großen Speisesaal zum Abendessen. Zum Glück isst Steffi wieder Fisch – davon gibt es nämlich reichlich. Zusammen mit Kartoffeln, Krautsalat und Brot ist es lecker und macht uns satt. Draußen wird es mittlerweile Dunkel und die Zeit rückt näher in der wir die Banja gebucht haben. Schon als wir in den Vorraum kommen ist es sehr warm und die Sauna selbst ist heiß! Eine Stunde schwitzen wir und kühlen uns wieder bei eimerweise kaltem Wasser ab – eine große Planscherei! Danach fällt Steffi sofort müde ins Bett und schläft wärend ich mir noch einen Film auf dem Laptop anschaue.

 


Unterwegs mit dem Kamaz auf "russ. Straßen"
With the Kamaz on "Russian roads"

Nach dem Frühstück geht es um 10 Uhr bei Sonnenschein mit dem KamazAllrad Minibus (russischer Bauart) auf die Tour in den Norden. Wir sind zwar nicht im gleichen Bus wie Andreas und Maria, haben jedoch glücklicherweise eine junge Russin aus Irkutsk mit an Bord die uns allen die Info's und Hinweise des Busfahrers entlang der Strecke ins Englische übersetzt. Den ersten größeren Stop machen wir an einem ehemaligen Gulag (russisches Strafgefangenenlager) welches eine Fischfabrik betrieben hat. Von der Anlage sieht man aber nicht viel mehr als verbrannte Überreste und ein kleiner verfallener Schiffsanleger.
Ein ehemaliges GULAG
A former GULAG
Ein Fahrer kocht Fischsuppe
A driver cooking fishsoup
Weiter geht es gen Norden über prinzipiell nicht vorhandene Straßen. Der Bus schlängelt sich über steile ausgefahrene Sandpisten die Berge hinauf und wieder herunter, über Waldweg die von Schlaglöchern und Wurzeln übersäht sind – wir sind froh nicht mit dem Fahrrad hier zu sein. Am Mittag kommen wir am Kap Khoboy, der Nordspitze der Insel an. Dort haben wir 2 Stunden Zeit zum herumkraxeln, Fotos machen und entspannen. Während dessen kocht unser Fahrer eine Fischsuppe über dem offenen Feuer, die wir bei der Rückkehr am Bus essen. Auf der Rückfahrt gibt es noch einen Stopp in einem Fischerort an der Ostküste bevor es auf der Westseite der Insel zurück nach Kuschir geht. Nach dem Abendessen in Nikita's bei dem wir Maniolo, Maribel und Haido aus Spanien kennengelernt haben gehen wir noch einmal an die Steilküste. Dort sehen wir die Sonne über dem glitzernden Baikalsee untergehen. 
Am Kap Khoboy
 
 

Der nächste Tag ist ein Tag zum Faulenzen. Bei blauem Himmel, Sonnenschein und einem frischen Wind, spazieren wir zum Schamanenfelsen unweit unserer Unterkunft. Viele Holzstämme ragen gen Himmel und sind mit farbigen Tüchern geschmückt. Weiter an der Küste gen Norden folgt ein langer, breiter Sandstrand an dem wir faulenzen, Steine sammeln und die abenteuerlichen kleinen Banja-Häusschen bestaunen. Im Sonnenuntergang klettere ich noch auf eine Felsspitze am Wasser von der man noch einmal einen wunderschönen Blick auf den See hat. 


Am Schamanenstein
At the Shaman's rock



Am späten Abend gehen wir noch einmal in die Sauna. Als wir die Hütte betreten begrüßt uns der Gast vor uns nur mit "Welcome to hell". Ich lache noch drüber und sage, dass ich die Sauna kenne. Aber heute ist sie wirklich extrem heiß. Bereits im Vorraum ist es sehr warm, im nächsten Raum, da wo das Wasser zum Abkühlen steht, bereits heiß und in der Sauna selbst kaum- zum Aushalten. Die Haut brennt wie wenn man sich verbrüht – heute sauniere ich freiwillig auf der unternen Bank und viel kürzer als sonst.

Minibus-Unfall
Minivan-Accident
Am nächsten Tag um 9:30 Uhr holt uns der Minibus ab und wir fahren zurück nach Irkutsk. Unser Fahrer hat jedoch zuviel Autorennen gesehen oder gespielt und fährt sehr riskant. 50 km vor Irkutsk geht es dann doch einmal nicht gut und er fährt beim ansetzen zum Überholen auf ein Fahrzeug auf. Wir hören nur noch die quitschenden Reifen und das Geräusch von splitternden Glas und quetschendem Blech. Wir bleiben mitten auf der Straße liegen, zum Glück fährt kein anderer in die Unfallstelle hinein. Im Bus und auch im anderen Auto kommt keiner zu Schaden. Statt seine Fahrgäste nach dem Wohlsein zu fragen, die Unfallstelle abzusichern und die Fahrgäste geordnet aussteigen zu lassen verstummt unser Fahrer, telefoniert mit der Polizei, die später auch kommt und vielleicht seinem Chef. Mitfahrer helfen der Frau auf dem Beifahrersitz aus dem Auto, da ihre Tür klemmt. Über eine Stunde warten wir im Gras neben der Straße auf Polizei, Unfallaufnahme und die übliche Bürokratie. Ich hatte angenommen das aus Irkutsk ein Minibus als Ersatz kommt aber weit gefehlt. Mit einem Hammer werden die losen Teile der Außenverkleidung (Scheinwerferschale, Stoßfänger, Spiegel) abgedroschen, die Tür wieder zurechtgehämmert und dann heißt es "alle einsteigen". Weiter geht die Fahrt mit gleichem Fahrstil im halb demolierten Bus bis zum Hostel in Irkutsk. Uns war es nicht mehr egal, aber so wirklich konnten wir unseren Unmut auf Russisch nicht ausdrücken. Am Ende ging ja alles noch einmal gut. Kurz nachdem wir im Nerpa Hostel unser Doppelzimmer bezogen hatten, sehen wir Maribel, Maniolo und Haido vor dem Haus – sie checken in das gleiche Hostel ein. Zusammen sitzen wir am Abend in der Küche und quatschen. Leider war unser Wein so schlecht, das wir diesen unmöglich anbieten konnten.
 

Island of Olkhon- 2nd try

We have to make our way over empty bottles and drunken people in sleeping bags in the morning. At 8 a staff member of the hostel brings us to the minibus. We pass a couple of more stops (other hostels, train station, bus station) to pick up more passengers before we head on towards the island Olchon. In the bus we meet a German-Spanish couple (Andreas and Maria) that lives together in Brusseles (that's what I call Europe!). In the early afternoon we are standing at the shore of lake Baikal, waiting for our ferry to cross. It takes 20 Minutes to cross to the 72 km long Island. To the capital of the Island, Kuschir, it is another hour by bus. During that time we can see the green hilly landscape passing by. Finally arrived! We check in into Nikita's Homestay, the biggest and most famous accomodation on the island. Since all wooden houses on the ground are booked, we stay in a “homestay” on the opposite of the path. We have a small cottage over there and full board at Nikitas. Further we can use the banja (russian Sauna) once a day for free, since we do not have a shower in our cottage – yeah! We immidiately sign up for todays evening :) Also we're doing the booking for a minibus-tour to the north end of the island for tomorrow, the same like Andreas and Maria are doing. In the afternoon we walk to the cliffs close by Nikitas. Later we enjoy our dinner which is Fish, potatoes, cabbage salad and bread – good tasting and it really fills. It is already dark outside when our sauna time starts. It is very warm in the first room, the sauna itself is hot! We sweat and cool down by buckets of cold water for an hour. Afterwards we have a deep good sleep :)

We're having breakfast and at 10 a.m. the Kamaz Minibus (4x4 bus of Russian production) pics us up for the tour in the north. Unfortunately we are not in the same bus like Andreas and Maria but among the other tourists in the bus we have a young Russian lady that volunteers to translate the explanations of the driver into English. :) The first bigger stop is at the site of a former GULAG (Russian concentration camp). This place used to be a fish factory but there's not much left over. Further north we drive over sandy trails with big holes and roots across – we're happy to be here without the bicycles! Around noon the bus arrives at the Cape Khoboy, the most northern point of the island. We have 2 hours to hike around, taking pictures and to chill out. During that time our driver prepares a fish soup that we eat after the return to the bus. On the way back there is one more stop at a fishermans-village at the eastern shore of the island before we head back to Kuschir. During dinner we meet Maniolo, Maribel and Haido a spanish family that is on a 1 year travel like we are and spending a great time with them. During sunset we walk again to the cliffs to watch the sun going down into a glittering lake baikal.

The next day is a day to relax. Under blue sky and a breeze of fresh air we walk to the “Shaman's rock” close by to our accomodation. There are a lot of wooden poles, decorated with scarfs point into the sky. Walking further north a long sandy beach starts where we chill out, collecting stones and watch the funny little banja cottages build on the shore. During sunset Dirk climbs up a rock from which he has a great view of the sunset. Later in the evening we use one more time the banja. The guest that just leaves the place just say “welcome to hell” to us. I laugh about it and tell her that I know this sauna - but today it is really extraordinary hot! The first room is already very warm, the next room that has the buckets full of cold water it is really hot and the sauna itself almost impossible to enter. Today I rest freely on the lower bench and stay much shorter than before.

This day, a saturday is our time to return to Irkutsk. At 9.30 a.m the minibus picks us up. It seems like our driver has played too much “Need for speed” as he drives the fully packed bus like hell. 50 km in front of Irkutsk his risky overtaking does not working out as planned. We only hear the squeaking tires of the fully breaking bus and the sound of crushing chassis and breaking glass – our bus drove into the car in front of us. We stop in the middle of the street, fortunately nobody in either vehicles got hurt. Instead of asking his passengers if everybody is okay, securing the scene of accident and take care about the passengers leave of the bus our driver stops to talk, calls the police and his boss. It needed other passengers to get the lady from the passengers seat out of the car since her door is stuck. It takes around one hour until the police comes, doing the formality. We expected a different minivan coming from Irkutsk during that time to pick us up – how wrong we've been! Instead our driver uses a hammer to slam off the loose parts (head lamp, bumper and mirror) and on it goes in the same vehicle to Irkutsk! A half broken car and his remained driving style feared us a bit, but what can we do without speaking Russian? Finally we got well back to our hostel, where we meet Maribel, Maniolo and Haido again that will check in here too. Altogether we spend a nice evening all together in the kitchen.



Insel Olkhon:
94.Tag (22.08.): Irkustk- Minisbusfahrt zur Insel Olkhon- Kuschir
95.Tag (23.08.): Kuschir- Tagesausflug ans Cap Khoboy- Kuschir
96.Tag (24.08.): Kuschir
97.Tag (25.08.): Kuschir- Minibusfahrt über Banjandai nach Irkutsk

2 Kommentare:

  1. Hi Ihr beiden! Das ist eine sehr beeindruckende Geschichte die ihr erlebt. Die Bilder sind sensationell, die Berichte die ich gelesen habe, sind lustig und ich kann nur sagen, ihr hab't richtig entschieden auf so einen Tour zu gehen!

    Wie sieht es mit Süd-Ost Asien aus? Plant ihr dort länger zu bleiben?

    Grüße,
    Paul

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  2. Übermorgen fahren wir erst einmal nach China. Und 45 Tag später geht es vermutlich nach Vietnam weiter womit wir in Südostasien wären. Grüße! Dirk+Steffi

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