Sonntag, 29. Juli 2012

Estland in genau einer Woche – wie geht das?

In Pärnu


Um die Spannung schon gleich einmal aufzuheben, (naja ihr wisst es ja schon) ganz einfach per Zug und Bus und immer schön dalli dalli! Eingereist in die nördlichste der ehemaligen Sowjetrepubliken sind wir mit dem Bus, der uns direkt von Riga nach Pärnu brachte. Die Stadt und ihre weiten Strände sind das estnische Seebad. 2 Tage wollen wir hier verbringen, da wir erst Abends in der Stadt ankommen. Wir treffen uns mit Olga am Busbahnhof. Sie hat erst kürzlich Couchsurfing angefangen, so sind wir sind ihre zweiten Gäste. Was uns erwartet ist großartig! Sie bietet uns die komplette Einliegerwohnung (mit eigener Dusche, 
Am Strand von Pärnu
The beach in Pärnu
Kochnische und mehreren Sofas) zum Verweilen an. Nach dem Abladen des Gepäcks fahren wir zurück in das 2 km entfernte Stadtzentrum, schlendern ein wenig herum und gehen das Abendessen einkaufen. Zurück in der Wohnung nutzen wir die Möglichkeiten und kochen daheim. Nach dem leckeren Essen kommt das Highlight: Wir dürfen die hauseigene Sauna benutzen, was wir auch ausgiebig tun :)
Der nächste Morgen weckt uns mit wiederkehrenden starken Schauern, Zeit um sich immer wieder unter der Bettdecke zu verkriechen. Später eignet sich die große Pfütze direkt vor der Haustür prima zum Fahrradputzen! Das ist mal nötig, da der Busfahrer aus Riga (zu Recht) die verschlammten Räder moniert hat. Anschließend geht es bei grauem Himmel in die Stadt und an den Strand. Dort geben wir uns dem Müßiggang hin, lesen und ruhen uns aus. Der stark bewölkte Himmel lädt nur Steffi zu einer kurzen Erfrischung im extrem flachen Meer ein– am Nachmittag vertreiben uns dann die Regentropfen. Wir bummeln durch die Stadt, treffen uns mit Olga und verbringen den Abend zu Dritt in einer Pizzeria. Die Pizzeria Steffani (www.steffani.ee) ist dermaßen beliebt, dass wir sogar 20 Minuten Schlange stehen um einen Tisch zu ergattern (das lag nicht nur am Namen, sondern an der leckeren Panpizza).
Der Leuchtturm von Saulepi
The Lighthouse of Saulepi

Wieder ein Radtag – Dirk freut sich wieder in die Pedale treten zu können und Steffi ist traurig das erst heute die Sonne scheint und man so schön baden gehen könnte. Als wir gegen Mittag aufbrechen entschließen wir uns daher schon nach ca. 10 km bei Andra an den Strand zu gehen und uns dort 3 Stunden von Sonne, Sand und Meer verwöhnen zu lassen. Am Nachmittag dann ist es wieder kühler und so können wir gut die verbleibenden Dreiviertel der heutigen Tour radeln. In der Nähe von Matsi schlagen wir unser Zelt auf einem zufällig gefundenen Naturcampingplatz auf, kochen, essen und sitzen am Lagerfeuer um die Mücken etwas fern zu halten.

Camping in Matsi

Frühstück im Sonnenschein und mit Ostseeblick, das wird ein toller Tag! Voller Elan schwingen wir uns auf die Räder, heute wollen wir es bis auf die Insel Muhu schaffen. In Virtsu verlassen wir per Fähre das Festland um in Kuivastu wieder anzulegen. Dort finden wir eine Landkarte, die mehrere Radwege auszeichnet. Wir entscheiden uns für einen der uns nach Süden und dann wieder westlich bringen wird, jedoch schüttelt uns dieser Weg durch sein grobes Kopfsteinpflaster ganz schön durch. Dabei verpassen wir jedoch nicht einen neuen Kilometermeilenstein! 2000 km stehen auf dem Tacho – diese Strecke haben wir seit Stettin mit dem Rad bewältigt. Ein guter Grund darauf mit einem Longdrink anzustoßen :)
Die Fähre nach Muhu
The ferry to Muhu


Schon 2000 km mit dem Fahrrad unterwegs
Already 2000 km on bicycle











Unterwegs auf schlechten Straßen in Muhu
Bumpy roads across Muhu
Die darauf folgenden unbefestigten Wege stellen sich hier und da wieder als Sand- oder Schlammfallen für unsere schweren Räder heraus, sodass wir alsbald wieder eine Kurve zurück in die Inselmitte drehen um auf der Hauptstraße weiter nach Westen zu fahren. Das kleine Fischerdorf Koguva ist nach 70 km erreicht. Dort finden wir erneut einen Naturcampingplatz, der uns aber ein paar Euro kostet. Wir richten uns ein und lassen den Abend bei einem Bierchen gemütlich ausklingen.

Bevor es heute weiter geht wartet noch ein großes Spielgerät auf uns. Eine typische estnische Schaukel, auf der mehrere Personen stehen oder sitzen können. Wir haben viel Spaß (siehe Bilder) und sind bei Abfahrt gut aufgewärmt :)


Im Kellergewölbe der Burgruine
In the castle ruins
Von der Insel Muhu geht es nun über den 2 km langen Damm auf die westlich davon gelegene Insel Saaremaa. Wir wollen alle Hauptattraktionen der Insel abradeln – das wird eine lange Tour. An der Nordküste entlang geht es vorbei an einer Burgruine (in der es sich wunderbar rumklettern lässt) und dann an den Strand. 

 Kleine Nebenstraßen führen uns nach Angla. Dort stehen 5 alte Windmühlen gleich nebeneinander. Heute sind sie Museen, die über das Müller-Handwerk informieren. Auf dem Weg, in Kaali besichtigen wir noch Europas größten Meteoritenkrater. Es ist nach 22 Uhr als wir in der Hauptstadt der Insel ankommen. Nach kurzer Suche finden wir die Wohnung unserer heutigen Gastgeberin Monika. Zusammen mit ihrem Sohn Henry wohnt sie im Osten der Stadt. Der 3jährige verliert schnell die Scheu und spielt mit unseren Radtaschen, die Clip-Verschlüsse kennt er von seinem Kindergartenrucksack. Schnell sind alle Taschen kreuz und quer verkettet :)
5 alte Holzwindmühlen im Norden der Insel
5 old wooden windmills in the north of the island
Der Meteoritenkrater bei Kaali
The meteorite crater next to Kaali

Am Morgen frühstücken alle zusammen und schauen einem sonnigen Tag entgegen. Wir radeln in das Stadtzentrum, besichtigen die Burg, den Hafen und finden die Skulpuren sehr lustig! Auch ein Nickerchen ist auf 2 Hängematten beim Spielplatz drin. Ausgeruht und sonnengebräunt geht es zurück zu Monika um unsere Taschen zu holen. 

Boote anheben in Kuressaare
Boat lifting in Kuressaare


Die Burg und deren Umgebung
Visiting the castle and the surrounding area



Leider müssen wir schon wieder los – es war schön in dem Städtchen am Meer! Unser Weg führt uns zum Busbahnhof, wir verhandeln wieder die Fahrradmitnahme und sitzen (ganz glücklich) wenig später im Bus nach Tallin. Dort kommen wir am späten Abend an und checken beim Couchsurfer Aksel ein (nachdem wir 1 Stunde vor seiner Wohnung auf ihn gewartet haben). Wir realisieren leider erst jetzt, dass er in seiner 45 qm Wohnung heute 6 Couchsurfer zu Gast hat. Zum Glück haben wir Isomatten und Schlafsack dabei und finden dafür eine Ecke in der Küche. Um 3 Uhr werden wir dann durch lautes Brüllen geweckt, 2 Brasilianer rufen nach Aksel- sie finden (nach dem Dirk ihnen geöffnet hat, weil Aksel sich nicht wecken lässt) auch noch auf dem Fußboden des großen Zimmers Platz. Etwas sauer schlafen wir wieder ein.

 Nix wie weg denken wir uns am nächsten Morgen! Es wird sich doch wohl ein Hostelzimmer finden lassen denn dieser Host ist zwar nett, aber ein wenig verrückt. Eine andere Alternative wäre über Nacht die Fähre von Tallin nach Sankt Petersburg zu nehmen. Wir laufen durch die Stadt zum Fährhafen, jedoch sind uns die 180 EUR für uns und die Fahrräder zu teuer, wir nehmen den Zug am nächsten Tag und werden doch noch eine Nacht bei Aksel bleiben. Jetzt aber mal nach Tallin! Wir nehmen an einer kostenlosen Stadtführung teil, eine Studentin erzählt viel, lustig und sehr sarkastisch über Tallins Geschichte und Gegenwart.
Stadtführung in Tallin
City tour in Tallin

Die schöne Tour hat uns richtig hungrig werden lassen – wir gehen zum Inder und essen uns satt. Auf dem Weg zurück zu unserem Gastgeber besorgen wir noch 2 Radkartons für den Transport im Zug morgen- ein netter Radladen gab uns gerne und kostenlos seinen "Müll". Bei Aksel treffen wir auf alte und neue Couchsurfer – wieder eine ganze Menge Leute. Den Abend wollen wir jedoch nicht in der Wohnung bleiben und so schlagen wir vor noch einmal in den östlichen Teil der Stadt zu laufen. Nachdem sich das rumgesprochen hat sind alle mit dabei :) - außer Aksel. Er wartet auf weitere Gäste, die dann (zum Glück) alle wieder gehen, nachdem sie die bereits überfüllte Wohnung gesehen haben. Wir laufen zum Kadriorg Park in dem sich der Präsidentenpalast und das Kunstmuseum befinden. Bei Sonnenuntergang gelingen uns ein paar schöne Schnappschüsse. Später geht es zurück in die historische Altstadt um durch die beleuchteten Straßen zu schlendern und in einer mittelalterlichen Taverne zu essen.
Am Strand beim Kadriorg Park
At the beach next to the Kadriorg parc







Tallin by night










Schon 5 Uhr klingelt der Wecker. Wir packen leise unsere Sachen (um die anderen nicht zu wecken), holen die Räder aus dem Keller und rollen/schieben sie zum Bahnhof. (Die sperrigen Radkartons verhindern das Radeln). 6.15 Uhr kommen wir am Bahnhof an, so bleibt eine knappe Stunde um die Fahrräder zu verpacken. Rechtzeitig fertig stehen wir am Bahnsteig und schleifen die großen Kartons und unsere 10 Packtaschen in den Wagon. Pünktlich um 7 Uhr fährt der Zug los – Ziel Sankt Petersburg! Nach 2 Stunden erreichen wir die Estnisch-Russische Grenze. Zuerst Estnische Passkontrollen, später Russische. Dann noch der Zoll. Zum Glück kommen beide getrennt, da fällt nicht auf, dass wir auf unserer "Geschäftsreise" (wir haben ein Geschäftsvisum) mit den Fahrrädern einreisen. Letztere wollen sie noch nicht einmal ausgepackt haben. Nach 2 Stunden Grenzaufenthalt rollt der Zug wieder und wir fahren um 15 Uhr in den Bahnhof in St. Petersburg ein.
Die Grenze zu Russland
The boarder to Russia


To tell you the exactly the truth, with train and busses and always on the run! We entered the country by bus going directly from Riga to Pärnu. This city with its golden beaches is the most popular sea resort in Estonia. We plan to stay for 2 days here. We meet our host Olga who had started couchsurfing just some weeks ago. She offers us not only a couch – she offers a full equipped apartment in the ground floor of her house. We take this opportunity to cook by ourself in the evening. After the delicious meal comes the highlight of the day – we can use the relaxing sauna in the basement. On the next morning it is raining cats and dogs, a good reason to sleep somewhat longer. We use the rainwater on the street to clean our bicycles – they definitely needed it! The sky is still grey when we leave for the city and the beach. Only Steffi dares to go into the cold and shallow sea water. Raindrops later in the afternoon finished our beach day and we go to a Pizza place with Olga. Pizzeria Steffani (www.steffani.ee) seems to be so popular, we had to wait 20 minutes to get a table there – this has not only been due to the name also to the delicious pan-pizza.

Back on the bicycles! On this sunny day we plan to cycle for about 70 km. Very soon we decide to go to the nearby beach. 3 hours of relaxing, sunbathing, reading and swimming. The temperatures already went down when we continue our tour in the late afternoon. Close to Matsi we build our tent at a biwak place, cooking, eating and sitting close to the campfire.

Sunshine-breakfast on the seaside – this must become a wonderful day! The first part brings us to Virtsu where we take a ferry boat that brings us to the island Muhu. Arrived in Kuivatsu we found a board that lines out some cycle tours across the island. We decide for one that brings us south. We're getting well shaked by the bumpy stone paved road but don't miss a new milestone! 2000 km total cycling distance is on our meter, time to cheer with a longdrink! The roads getting poorer and poorer and we decide to turn back towards north to take the main road on the island. The small fisher village Koguva on the west shore is reached after 70km. At another biwak place we spend the night.
Before go on by bike today we try a typical Estonian swing, where many people can find a place on. We have a lot of fun and are pretty well warmed up at the start of the tour :)
A two kilometer long dam brings us to the island Saaremaa. We like to see all the sights today – this becomes a long tour. First we go along the north coast line, visit a castle ruin, go to the beach and further to a set of windmills in the northern part of the island. On the way to Kaali we visit Europe's biggest meteorite crater. It is later than 10 pm when we arrive in Kuressaare, the main city of the island. Monika and her 3 year old son Henry welcome us. Soon Henry starts to play with us and the clips from our bicycle bags that he knows from his rucksack. It takes only a few minutes and all the bags are connected. :)
On the next morning we have a nice breakfast all together (Thanks again), the sun shines. We cycle into the city center where we visit the castle, harbour and the parcs with it's funny sculptures. 2 hanging matresses provide a perfect nap. We return to Monikas flat to pick up our belongings, unfortunately we have to go on. It has been very nice in the small town at the sea! In the evening a bus brings us and the bicycles to Tallin. Arrived in the countries capital we cycle to our new couchsurfing host Aksel. Unfortunately we realise that he invited 6 couchsurfers in his 45 sqm flat for this night. With some luck we can place our camping matresses in a corner of the kitchen. At 3 am we got waked by screams. 2 Brasilian guys standing outside the flat and scream for Aksel. As he sleeps so deep, Dirk finally opens the door for another 2 guests. We have been really angry!

"Only away" we think on the next morning. There are several options to consider: Going to a hostel for the next night, taking a overnight ferry to St. Petersburg in the evening or simply to stay. After we checked all options we decided to stay for one more night, taking an early train the next morning. But now we want to see Tallin! So we hurry up to be on time to join a free city tour. A young woman (that seems to be an actress) tells us about the city history and present in a funny and sarcastic way. The tour made us really hungry and we fight this in an Indian restaurant. On the way back to our host we organize 2 bicycle boxes for tomorrows train transportation. A nice bicycle shop gave us the boxes (their trash) for free and with a smile. Back at Aksel's place we meet new couchsurfers and decide to go back into town altogether – except Aksel, he waits for even more surfers. We walk to the Kadriorg parc where the president palace and the artmuseum is situated. During sunset we are at the coastline – good time to make some nice pics. Back in the historical city center we eat at an medieval restaurant.

It is 5 o'clock, the alarm sounds! We pack our things quietly and walk with bicycle and boxes to the train station. 45 minutes before train departure at 7 we arrived – enough time to pack the bikes. The train leaves on time with us, 2 bicycles and 10 bike bags, direction St. Petersburg! 2 hours later the train arrives at the Russian boarder. Visas get checked, later the baggage. Furtunately the customs have not been very interested in our bicycles, we could leave them in the box. After about 2 hours stop at the boarder the train continues and we arrive at 3 pm at the train station in St. Petersburg.

Etappe "Estland":
46. Tag (05.07.): Pärnu
47. Tag (06.07.): Pärnu – Andra – Soomra – Töstamaa – Saulepi – Matsi (4:10h, 70km)
48. Tag (07.07.): Matsi – Kulli – Varbla – Virtsu – Fähre nach Muhu – Liiva – Koguva (4:34h, 74km)
49. Tag (08.07.): Koguva – Orissaare – Angla – Kaali – Kuressaare (5:37h, 97km)
50. Tag (09.07.): Kuressaare – Busfahrt nach Tallin – Tallin (10km)
51. Tag (10.07.): Tallin
52. Tag (11.07.): Tallin - Zugfahrt nach Sankt Petersburg - St. Petersburg (2:36h, 20km)

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