Freitag, 21. September 2012

Irkutsk und Baikalsee - wir sind in Sibirien

Reisende - Travellers
Ziemlich spät kommen wir aus den Betten, die Nacht halb im Zug und halb im Hostel war ermüdend. Jetzt sind wir gespannt, ob und in welchem Zustand unsere Räder in Irkutsk angekommen sind. Von der Innenstadt aus müssen wir den Fluss Angara überqueren um zum Bahnhof zu gelangen. Nach kurzer Suche finden wir den Gepäckbahnhof und wollen mit unseren Tickets die Räder abholen. Zunächst versucht uns die Dame am Schalter jedoch noch einmal 60 Rubel abzuknöpfen um die Räder zu erhalten. Wir stellen uns dumm und wollen (und können!) sie nicht verstehen, letztendlich bekommen wir die Drahtesel auch ohne das Geld zu bezahlen. Mein Rad hat einen großen Kratzer bis auf's Alu am Rahmen abbekommen, ansonsten nur Kleinigkeiten – wir freuen uns, die Räder sind voll intakt. Zufrieden fahren wir zurück zum Hostel, holen unser Gepäck und ziehen ins Baikalhostel um (da der Baikaler für die kommende Nacht leider ausgebucht ist). 
Am Angaraufer
At the Angara riverbank
Das neue Hostel liegt leider 8 km von der Innenstadt entfernt in der Nähe des Angara Staudamms. Leider ist es nicht so schön und sehr beengt, da es eine Wohnung in einem Wohnhaus, mit nur einem Bad für alle 16 Gäste ist. Zwar ist das Baikalhostel das erste Hostel in Irkutsk, jedoch sind Inneneinrichtung und Zustand der Betten seitdem scheinbar nicht erneuert worden. Durchhängende, quitschende Doppelstockbetten, eine Mini-Küche und leider kein Aufenthaltsraum runden das unterdurchschnittliche Bild ab. Die Angestellten sprechen Deutsch, was jede Menge deutsche Touris anzieht. In unserem Falle haben wir den Altersdurchschnitt gründlich gesenkt, da eine deutsche Reisetruppe von mit-40ern oder Fünfzigern fast die ganze Wohnung in Beschlag genommen hatte.
Versunkene Holzhäuser
Sunken wooden house
Nun gut, wir fahren erst einmal mit dem Bus zurück in die Stadt. Dort spazieren wir an der Angara-Promenade nordwärts zu einem großen Stadttor. Dabei entgeht uns nicht, welche hohe Strömung der breite Fluss hat – verständlich, wenn man sich überlegt das dieser der einzigste Abfluss aus dem Baikalsee ist. Dort finden wir auch eine Tafel auf der die Architekturdenkmäler der Innenstadt zu einem Rundgang zusammengefasst sind. Kurzerhand entschließen wir uns diesem Rundgang bei schönem Wetter zu folgen. Vorbei durch Straßen mit vielen alten, krummen und schiefen Holzhäusern, durch die Fußgängerzone und die Hauptstraßen der Innenstadt gewinnen wir einen guten Ein- und Überblick über die Hauptstadt Sibiriens. Nachdem wir noch kurz einkaufen waren, fahren wir zurück zum Hostel, kochen uns dort Wareniki (gefüllte Teigtaschen) und treiben uns im Internet herum. Gegen 23 Uhr legen legen wir uns hin, sind damit bereits die Allerletzten und kommen in ein Zimmer mit 3 schnarchenden Männern – das Einschlafen fällt sehr schwer. Die Nacht über wachen wir mehrmals auf und hören der Scharchofonie zu, hört der Eine mal auf, fängt garantiert ein Anderer an.
In Irkutsk
Gegen 8 Uhr stehen wir freiwillig auf, sind übermüdet, genervt und haben von den durchhängenden (Feld)Betten Rückenschmerzen. Obwohl wir eigentlich 2 Nächte hier bleiben wollten, ziehen wir hier vorzeitig aus und in das Nerpa Hostel ein (zum Glück gibt es jede Menge Hostels in Irkutsk). Nerpa ist eine kleine Robbenart, die nur am Baikalsee vorkommt und eben der Name dieses Hostels. Bei unserer Ankunft gegen 10 Uhr schlafen noch fast alle im Hostel – auch etwas komisch. Wir stellen unsere Sachen erst einmal in eine Ecke dieser Wohnung und gehen zum mongolischen Konsulat. Hier beantragen wir das Visum für die Mongolei. Gleich beim Betreten des Hauses fällt uns die Freundlichkeit der Mitarbeiter auf. Man lächelt, gibt uns zuvorkommend Schere und Klebestift um das Passbild auf dem Antrag festkleben zu können und hilft uns gern ,wenn Fragen bestehen. Sofort kommt bei uns eine Vorfreude auf unser nächstes Reiseland auf, es scheint als ob man da offener, herzlicher und hilfsbereiter ist als hier in Rußland (das schlechte Bild gilt aber nur für Offizielle). Jetzt sind wir unsere Reisepässe ersteinmal los, die Bearbeitung wird eine Woche dauern. Wir radeln zurück ins Hostel und beziehen unser Doppelzimmer – heute Nacht garantiert keine Schnarchnasen! Dort bereiten wir unsere Radtour nach Listvjanka am Baikalsee vor, die morgen startet.

Unterwegs in Richtung Listvjanka
On the way to Listvjanka
Am Fluss Angara
At the Angara river
Mit (fast) vollbepackten Rädern geht es am späten Vormittag los in Richtung Baikalsee. Endlich dem Stadtverkehr entkommen verläuft die hügelige Straße immer parallel zum Angara-Fluss südostwärts. Nach jedem etwa 300 m langen Anstieg, geht es wieder zügig bergab. In der Talsole angekommen, jedoch auch gleich wieder bergauf. So zieht sich das für die nächsten 40 km. Die Beine sind schon sehr schwer und Steffi schmerzt ihr Knie, deshalb machen wir öfter mal Pausen in denen wir Kwass (Brottrunk) trinken, der hier am Straßenrand aus gelben Tankwagen verkauft wird und futtern Müsliriegel, damit die Beine wieder in Schwung kommen. Nach 65 km wird das Profil wieder flacher, der Fluss neben uns breiter und vor uns öffnet sich der Baikalsee. Bei grauem Wetter checken wir im Baikaler Eco-Hostel in Listvjanka ein.


Angekommen am Baikalsee
Arrived at Lake Baikal
Obwohl wir im voll belegten 10 Bettzimmer schlafen, haben wir eine erholsame Nacht im Dachgeschoss des Holzhauses. Ob es an dem angenehmen Raumklima, den bequemen Betten oder unserer Erschöpfung liegt wissen wir aber nicht. Bei schönem, sonnigen Wetter fahren wir mit leeren Rädern den Weg hinunter zum Baikalsee, schauen uns im Ortskern von Listvjanka um und essen am Strand frisch geräucherten Omul (Fisch aus dem Baikalsee). Eine kleine Kostprobe, wie kalt der See wirklich ist, machen wir bei einem Fußbad ...und ja - er ist sehr kalt! Den Abend verbringen wir mit anderen Reisenden im Hostel, tauschen Reisegeschichten und -pläne aus.
Der Omul ist gegessen!
This Omul is eaten!

Eiskalter Baikalsee
Freezing cold lake baikal



In der Banja
In the Banya
Am heutigen Morgen werden wir von Regen geweckt. Der Himmel ist sehr grau, kein Lichtblick. So wird das wohl nichts mit der Wanderung an der Küste entlang in ein 18 km entferntes Dorf. Stattdessen lassen wir alle 4 gerade sein, schreiben Postkarten und lesen. Am frühen Abend haben wir uns die Banja (russische Sauna) auf dem Gelände reserviert. Diese ist in einem schönen Holzhäuschen und es wurde sehr gut für uns angeheizt. Wir setzen uns mehrmals in den 70ºC heißen Raum, "peitschen" uns mit Birkenzweigen und trinken Bier. So wurde uns trotz des kühlen, grauen Wetters noch richtig warm ums Herz ;-)

Das Wetter zeigt sich wieder von der schönen Seite. Bei blauem Himmel und Sonnenschein stärken wir uns am Morgen im Hostel für die bevorstehende Wanderung nach Bolshi Koty, dem 18km entfernten Fischerdorf. Von Listvjanka führt der Weg zunächst im bergigen Hinterland in Richung Osten. Nach 8 km gibt der Wald immer wieder Blicke auf den tiefblauen Baikalsee frei. Der Weg schlängelt sich teils breit, teils schmal und abenteuerlich nah an der Steilküste entlang, verliert hin und wieder an Höhe, sodass man an das Wasser gelangt. 







Auf dem Weg nach Bolshi Koty
On the hike to Bolshi Koty
 









... ist ganz schön kalt ...
... is really cold ...
Das Wasser im Baikalsee...
The water of lake Baikal...

Es ist später Mittag und somit am wärmsten als wir uns getrauen, ein Bad im klaren Wasser des Sees zu nehmen. Es ist eine ziemlich große Überwindung, jedoch verspricht ein Bad im Baikalsee ein um 5 Jahre längeres Leben – hehe!


... aber trinkbar
... but trinkable
Wir haben es Beide in den See und auch heil wieder heraus geschafft. Danach hatte die Sonne ein leichtes Spiel uns wieder aufzuwärmen. Erfrischt und flotten Schrittes wandern wir weiter – wollen wir doch die Fähre vom Fischerdorf zurück nach Listvjanka nicht verpassen. 








Auf der Wanderung
On the hike
Lebensmittelladen in Bolshi Koty
Grocery store in Bolshi Koty
Zeitvertreib am Strand
Wasting time at the beach
In Bolshi Koty angekommen verwirren uns wiedersprüchliche Aussagen, ob die Fähre um 18 Uhr nun heute fährt oder nicht. Angeblich wird sie wegen viel Wind späterkommen oder ausfallen. Von Wind ist hier zwar nichts zu spüren, aber vielleicht anderswo? Wir nutzen die Zeit, schlendern durchs Dorf, werfen einen Blick in den kleinen Lebensmittelladen und warten am Steg. Zusammen mit uns tun das noch einige andere Touristen und Einheimische – na dann muss ja noch was kommen. Neue Gerüchte kommen auf, dass eine andere Fähre um 21:30 Uhr kommen wird. Wir, wie auch die Einheimische harren aus. Zusammen mit anderen Reisenden (die größtenteils auch in unserem Hostel wohnen) kühlen wir eine Flasche Wodka im Baikalsee und entleeren sie kurze Zeit später – überhaupt wird uns am Strand nicht langweilig, wir haben eine Menge Spaß. Es ist schon dunkel und fast 22 Uhr als eine Katamaran-Fähre am Strand anlegt und ihren Steg zu uns herunterklappt. Wir alle finden auf dem Schnellboot mit Ziel Irkutsk Platz und außerplanmäßig werden wir auch in Listvjanka abgesetzt. Etwas ausgehungert zurück im Hostel packen wir alle zusammen unsere Essensvorräte auf den Tisch und verputzen sie gemeinsam. Mit Kaviar und Wodka wird es so doch noch ein sehr schöner Abend, bei dem wir auf französisch-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft anstoßen.
Endlich kommt eine Fähre
Finally a ferry came
Und alle freuen sich
And everybody is happy
Anstoßen auf die französich-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft
Cheers to the french-canadian-australian-german friendship
An einem verregten Tag zurück nach Irkutsk
On a wet day back to Irkutsk
Tags darauf regnet es wieder und wir entscheiden uns mit dem Bus die 70 km zurück nach Irkutsk zu fahren. Nach einigem Suchen finden wir einen Minibus mit Dachträger der uns und die Drahtesel (für einen kleinen Aufpreis) mitnimmt. Wir warten noch bis er mit mehr Passagieren voll ist und in knapp 1,5 Stunden geht es zurück in die Stadt. Am Nachmittag bereiten wir uns im Hostel auf die Tour zur größten Insel im Baikalsee – der Insel Olchon vor. Am nächsten Tag wollen wir uns mit den Rädern auf die 250 km lange Tour machen.

Tour Irkutsk und Listvjanka:
85.Tag (13.08.): Irkutsk (0:30h,7km)
86.Tag (14.08.): Irkutsk- Taltsi-Listvjanka (5:05h, 78km)
87.Tag (15.08.): Listvjanka
88.Tag (16.08.): Listvjanka
89.Tag (17.08.): Listvjanka- Bolshie Koty- Listvjanka
90.Tag (18.08.): Listvjanka- Minisbusfahrt nach Irkutsk (0:27h, 4,6km)

It has been an interrupted night, so we get up late this morning. We are excited how our bicycles made it to Irkutsk in the baggage waggon. To get back to the train station we have to cross the river Angara. It takes some minutes until we find the baggage counter where we show our tickets. The lady tries to tell us in Russian that we have to pay another 60 roubles to get back our bikes. We don't (want) to understand her and finally get our bulky luggage back without paying this "tip". Although we did not pack them they are both fully functional – we are happy to have them back! Now we cycling back to downtown, picking up our bike panniers at the hostel and move to another hostel (since the previous one is fully booked). Our new "home" the Baikalhostel is not as nice as the previous one and 8 km away from the city center. Although it had been the first hostel in Irkutsk, we do not understand it's good reputation. 16 guests squeeze into a small flat, only 1 bathroom, a tiny kitchen and no common area. Also the funiture seemed to be not renewed since times. Metal squeaking and very soft bunk beads do complete the underaverage appearance. The staffs speaks German which attracts a lot of German tourists. At this day the flat was occupied by a group of travellers, all around 40 or 50 years old – we have lowered the average age in a hostel! However – by trolleybus we went back downtown. Direction north, we walk along the riverbank and where we find a big city gate. We recognize that the flow of the Angara river is fairly high due to the fact that this river is the outflow of lake baikal. In the area we find a plate that displays a city walk along the architectural interesting sites in the city. We decide to follow this suggestion. The way leads us along old (half sunken) wooden houses, through the pedestrian area and the main streets of the city center and thus offers a good overview of the sibirian capital. After we have been shopping for our dinner we return to the hostel and cook Vareniki (filled dumplings) and stroll around on the internet. Around 11 we go to bed, being already the last ones. Sadly that we found our dormitory full of snoring man – it is hard to fall asleep. This night we wake up more than once and listen to the "Snoring-symphony", when one finishes it is guaranteed that some other starts.

Around 8 we get up, frustrated, sleepy and with a hurting back. We decide to move out and spend the next night in the Nerpa (again a different) hostel. Nerpa is the name of a small seal species that only exists at Lake Baikal and the name of this accomodation. At our arrivial around 10 am, everybody (incl. staff) still sleeps – a little bit curious. So we just place our bags in a corner and leave for the Mongolian consulate, where we apply for visa today. Directly as we enter the consulate we realize that things are different than in Russian offices. People are helpful, friendly and with a smile on their face they help to do the paperwork. In us grows excitement about our next country to travel. It will take a week until we can pick up our passports again. We cycle back into our twin room – today there will be no one snorring! In the afternoon we prepare our next bike-trip that starts tomorrow and will bring us to Listvjanka at Lake Baikal.

With (almost) all our luggage we leave Irkutsk in the late morning, direction Lake Baikal. After we escaped the towns traffic, the hilly street follows in parallel to the Angara river, direction southeast. After each ascend of about 300 m length, it goes downhill. Arrived in the dip again uphill. That's how it remains for the next 40 km our legs getting heavy and Steffi's knee starts to ache. During breaks we drink "Kvass" (a bread based drink) that is sold at the street and eat cereal-bars so that we recover quickly. After 65 km the road get's more flat and in front of us Lake Baikal appears. Listvjanka welcomes us with a grey sky and we check in the nice Baikaler Eco hostel.

Although we slept in a 10 bed dorm, we had a relaxing night under the roof in a wooden house. We don't know if that had been due to the good room climate, the good beds our own exhaustion. At nice weather we cycle with unloaded bikes down to Lake Baikal, exploring Listvjanka and eat smoked Omul (fish from lake Baikal). By foot and legs we checked out the lakes temperature – and yes, it is really cold! The evening we spend together with more travellers in the hostel, exchanging travel experience and -plans.

This morning the rain wakes us. The sky is completely grey – no hope for sun. We have to change plans and will not do hiking today. Instead we write Postcards and read. In the late afternoon we go to the Banya (russian Sauna). This Banya is in a seperate wooden building and was heated up very well. We use the 70 degC hot room a couple of times and hit us with birch branches how it is traditional here and drink beer. Thus we had a nice and warm day – even during cold weather.

The sun is back again – the right time for a hike! We strengthen ourselves with a good breakfast and start our 18 km tour to the fisher village Bolshi Koty. From Listvjanka the path leads trough forest and over hills direction east. After 8 km lake Baikal appears more and more often and finally the track follows the steep coast. Some stone or gravel beaches appear every now and then giving access to the water. It is early afternoon when we take a swim the the cold, clear lake. It is hard to get in but according to a legend a bath in the lake extends the live for 5 years!!! We both now get older after this refreshing adventure. We continue our hike soon to not miss the ferry from Bolshi Koty back to Listvjanka in the evening. Arrived in village there are different rumous that the ferry will be late or won't run today. In the meantime we explore the village with it's small grocery store and have some fun with other travellers that are waiting like we do. Locals that also keep on waiting at the beach give us hope that sometime some boat will come. It is almost 10 pm when finally a katamaran boat arrives at the beach. Together with other guests from our hostel we got off the boat 30 minutes later, walk to the hostel and all of us spend a funny late evening at the big table.

Today it rains again and we turn back to Irkutsk by mini-bus. After a while we find a van with a rack that can take us and the bikes for a little extra money. Within 1,5 hours we are back in the town and prepare our tour to the biggest island on the lake, island Olchon. On the next day we want to start with our bicycles on this 250 km long tour.

Donnerstag, 13. September 2012

Tuff-tuff-tuff, die Eisenbahn...

Nach Osten
Towards East
Die Transsibirische Eisenbahn ist einmalig: 9288 km Schienen und 7 Zeitzonen durchfährt die Bahn auf dem Weg von Moskau nach Vladivostok - es gibt keine Zugstrecke in Europa , die sich damit vergleichen ließe. Bereits bei der Planung unserer Reise haben wir uns gewünscht einen Teil dieser Strecke selbst zu "erfahren". Schon bald haben wir uns für die Transmongolische Strecke von Moskau (Russland), mit Zwischenstopp in Irkutsk am Baikalsee, über Ulan Baatar (Mongolei) nach Peking (China) entschieden. Ursprünglich wollten wir an verschiedenen Zwischenstationen in Russland aussteigen und dazwischen radeln. Da der Transport unserer Räder im Zug jedoch stets kompliziert ist und uns unser Host Sascha geraten hat, mehr Zeit am Baikalsee zu verbringen, sind wir von unserem eigentlichen Plan abgekommen. So sind uns zwar Perm, die Eishöhle in Kungur und Ekaterinenburg entgangen, aber durch die Nonstopfahrt nach Irkutsk haben wir nicht nur die knappe Reisezeit (begrenzt durch unser russisches Visum), sondern auch Geld beim Fahrkartenkauf gespart. Dieses Geld haben wir dann lieber in eine bessere Wagenklasse investiert. Dirk hatte bei der Fahrt von St.Petersburg einen Blick in die 3.Klasse (der Platzkartnyj) geworfen, bei der 54 Personen in einem Waggon ohne Abteilunterteilung schlafen. Dies war uns, vor allem auch in Hinblick auf unsere 10 Radtaschen zu beengt und unbequem. Für knapp 12000 Rubel (sprich 300 Euro) pro Person schlafen wir jetzt in zwei Betten (übereinander) im Viererabteil.

Am Abend wird gekocht
Dinner preparation
Es ist angerichtet
It's ready
Bevor unsere große Reise über 5040 km in dreieinhalb Tagen nach Irkutsk beginnt, haben wir aber noch einen Pausen- und Vorbereitungstag in Moskau. Am Abend zuvor wollten wir uns bei Sascha mit einem selbstgekochten mehrgängigen Abendessen für seine Gastfreundschaft bedanken, aber ausgerechnet an diesem Tag hat er ein Businessmeeting und hat schon gegessen, als er nach Hause kommt. So schlemmen Dirk und ich halt einfach alleine! Bis spät in die Nacht unterhalten wir uns mit Sascha und seinem armenischen Freund und es wird (doch) noch ein schöner Abend. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen machen sich Dirk und ich auf den Weg zum Markt nach Ljubliano, dort wollen wir große Plastiktaschen kaufen, in denen wir mehrere unserer Radtaschen verstauen können. Schnell werden wir fündig, bummeln aber noch durch die unglaublich große Markthalle, in der von allen Seiten das Abreißen von Klebeband zu hören ist (hier werden sicherlich pro Tag mehr als 1000km Klebeband verbraucht). 
Springbrunnen im Gorki Park
Fountains in the Gorki Parc
Unseren letzten Abend in Moskau verbringen wir noch einmal bei sommerlichen Temperaturen im Gorki-Park. Wir essen Blini (Eierpfannkuchen), trinken Bier und schauen den beleuchteten Föntänen des Springbrunnens zu.Während wir ein letztes Mal am Moskwa-Ufer entlang laufen, sehen wir viele Moskauer, die sich sportlich im Park betätigen, Tischtennis spielen, sowie Inliner oder Skateboard fahren.


An der Moskwa
At the Moscwa river
Eingang zum Gorki Park
'Entrance to the Gorki Parc
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Sascha um anschließend vollbeladen zur U-Bahn zu laufen. Wir vermissen dabei sofort unsere Räder, auf denen wir sonst immer unser schweres Gepäck ohne viel Mühe schieben oder radeln können. 
Goodbye, Sasha and thanks a lot for everything!
До свидания Саша и большое спасибо!
Schwere Taschen ohne Räder
Heavy luggage without bicycles














Am Bahnhof angekommen, freuen wir uns jedoch ohne unsere Räder als Sperrgepäck problemlos einzusteigen. Mit uns im Viererabteil sitzt Wera, eine junge russische "Babuschka" (Großmutter). Sie spricht zwar nur Russisch, aber Dank unserer Vokabelliste (vielen Dank nochmal an meine Russisch-Lehrerin Elena für das Übersetzen) kommen wir dennoch schnell in Kontakt. Sobald das Eis gebrochen ist, teilen wir unseren Proviant für ein gemeinsames Mittagessen. (Deutlich in Erinnerung ist mir geblieben, dass Vera nicht verstehen konnte, was ich als Vegetarier so überhaupt esse - genauso wie sie verdutzt fragte, warum wir noch keine Kinder hätten.) 
Unser Zug am Kazaner Bahnhof in Moskau
Out train at the Kazan station in Moscow
Mittagessen im Abteil
Luch in our cabin
Unser 20 Jahre alter Waggon wurde bei Halle gebaut
Our 20 years old waggon was buildt in Germany
Im Zug treffen wir auch 3 Slovaken, die ihre Fahrräder ohne große Probleme mit in ihr Abteil nehmen konnten- sie wollen in die Mongolei zum Radeln. Wir tauschen Reiseinfos aus und Dirk spielt mit ihnen abends Maultrommel. Gegen 22 Uhr rüttelt uns der Zug in den Schlaf, jedoch werden wir öfter wach, da es ziemlich warm im Abteil ist. Am nächsten Morgen (wir haben bereits 2 Zeitzonen überschritten) erfahren wir dann auch warum: In unserem Waggon ist die "Klimaanlage" defekt und leider hat das Abteil kein Fenster was sich öffnen lässt. Also schwitzen wir heute vor uns hin, und Vera schläft die meiste Zeit (ihr macht die Hitze sehr zu schaffen). Wir nutzen jedoch jeden noch so kurzen Halt um aus dem heißen Zug zu steigen und kühlen uns an der frischen Luft und essen Eis (leckerm russischen maroschnoje). Zwischendurch werden noch einmal die dreckigen Abteilfenster von uns Touris gereinigt, um schöner hinausblicken zu können und Fotos zu machen.
Fensterputzen
Cleaning the windows
Willkommen in Afrika ;-)
Welome to Afrika! ;-)



Eine Schaffnerin (Provodnitza)
The conducter (provodnitza)
Unsere Schaffnerin (Provodnitza) ruft uns stets rechtzeitig, damit wir wieder nach "Afrika" (wie sie es nennt) einsteigen. Vera hat sich intensiv bei der Schaffnerin beschwert und so erhält sie ein Bett in einem anderen Waggon, in dem die Klimaanlage noch funktioniert. So verbschiedet sie sich, nicht ohne uns vorher noch mit Süßigkeiten zu versorgen, und schon haben Dirk und ich ein luxuriöses Zweibettabteil (für das Andere in der 1.Klasse sonst teuer bezahlen) – der einzige Nachteil: Sauna inklusive. Mehr als 30 Grad zeigt das Thermometer im Dienstzimmer der Provodnitza und das nicht nur, weil dort in der Nähe der Samowar steht. Dort versorgen wir uns ständig mit heißem Wasser um Tee zu kochen und unser 5-Minuten-Terrinen, Instantnudeln und Tütensuppen zu zubereiten. Nur ein einziges Mal gehen wir in den Speisewagen, dort trinken wir auch nur ein Bier, ansonsten versorgen wir uns selbst. 
Im Bordrestaurant
In the restaurant of the train
Selbstverpflegung im Abteil
Self-catering in our cabin
Das schont das Reisebudget und wir unterstützen die lokalen Babuschkas, die an den Bahnsteigen frische Gurken und Tomaten aus dem Garten verkaufen und so ihre magere Rente aufbessern. Bei ihnen kann man auch ganze Mahlzeiten, wie gebratene Hähnchenschenkel, Frikadellen und gekochte Kartoffeln erwerben. Wir probieren frittierten Hüttenkäse (syrniki) zum späten Frühstück (natürlich nur wegen den Zeitzonen) ;-). Der zweite Tag in der Transsib geht vorbei und auch am nächsten Morgen schwitzen wir bald: Die Klimaanlage ist noch immer defekt, aber zumindest kommt nun Fahrtwind durch die Lüftung. Auch freuen wir uns über Wolken am Himmel, so dass die Sonne den Waggon nicht allzusehr aufheizt.
Eine Dampflok am Bahnhof von Barabinsk
A old steam engine at the Barabinsk Station
Am Bahnhof in Novosibirsk
At Novosibirsk Station
 
 
Eindrücke aus dem Zugfenster
Impression outside the train window
Wir verbringen den Tag mit lesen, Blog schreiben, Filme auf dem Laptop schauen und ganz viel aus dem Fenster blicken. Auch der dritte Tag vergeht trotz Hitze und durch die Zeitverschiebung schnell. Das Thema Zeit ist im Zug stets sehr verwirrend. Denn egal, wo wir uns gerade befinden, auf allen Plänen, im Zug und in den Bahnhöfen die Uhrzeit in der Moskauer Zeit angeben ist: D.h. wir müssen stets überlegen in welcher Zeitzone wir uns befinden und den Unterschied dazurechnen. Am Abend unterhalten wir uns noch nett mit unseren 5 spanischen Abteilnachbarn, die auch in Irkutsk aussteigen werden. Wir versuchen bald zu schlafen, da unser Zug früh morgens um 3 Uhr Ortszeit in Irkutsk ankommen wird. Schon mehr als 1 Stunde vorher werden wir im Befehlston mit "Irkutsk" vom Schaffner geweckt und sind etwas verwirrt, da der Zug gerade in einem Bahnhof steht. Es wird jedoch noch 2 weitere Halte geben, bis der Zug wirklich in Irkutsk (Passagier) für 45 Minuten hält und wir in Ruhe aussteigen können. Dort teilen wir uns mit 2 Spaniern das Taxi, dass uns und unsere vielen Taschen zum Baikalhostel bringt. Wir beziehen leise unsere Stockbetten im 6-Bettzimmer und schlafen gerädert ein.
Unser luxuriöses "Zweier"-Abteil
Our luxury "Double"-Cabin

Im Waggon
Inside the Waggon
Transsib Teil I:
78.Tag (06.08.): Moskau Perewa- Jaroslavsker Bahnhof (Fahrrradabgabe) - Kreml- Marino
79.Tag (07.08.): Marino- Markt Ljublino- Gorkipark
80.Tag (08.08.): Kazaner Bhf- Zugfahrt: Vekovka, Murom, Arzamas, Sergac
81.Tag (09.08.): Kazan, Agryz- Sarapu- Cernuska- Krasnoufimsk- Druzinino- Ekaterinenburg- Tjumen
82.Tag (10.08.): Barabinsk- Novosibirsk- Mariinsk- Kansk-Enisejsk-
83.Tag (11.08.): Ilanskaja- Tajset- Alzamaj- Nizneudinsk- Tulun- Sima
84.Tag (12.08.): Irkutsk (1:00h, 12km)

The transsibirian railroad is unique: 9288 km track through 7 timezones on the way from Moscow to Vladivostok – there is no comparable traintrack in Europe to that one. We want to take the Transmongolian way that brings us from Moscow, via Irkutsk and Ulan Bataar to Bejing. During our previous travel planning we played with the idea to cycle a piece of the distance to Irkutsk by ourself. Our Courchsurfing host Sasha from Moscow suggested to skip the cities (like Perm and Ekaterinenburg) on the way and go directly to Irkutsk and spend more time at the lake Baikal (that is restricted due to our russian visa). By going with the train directly we safed some money that we now spent in a 2nd class train ticket (instead of 3rd class).

Before we start our train travel of 3,5 days and over 5040 km to Irkutsk we have another preparation and rest-day in Moscow the next day. In the evening we prepare a dinner for us to say "thank you" to Sasha for his great hospitality. Unfortunately at this evening he has an important business meeting with dinner. So we eat the great menu by ourself. Until late evening we sit together, chatting with Sasha and his Armenian friend.

After the breakfast at the next morning Steffi and I are going to visit a main market place near Ljubliano where we want to buy big bags that can carry some of our bicycles panniers. We find them very fast and do another walk through the big market halls. The sound of rolling and tear off tape is still in our ears (they must use some 1000km of packing tape per day at this place). Our last evening in Moscow we spend in the Gorki parc next to the Moskva river. While eating Blini (pancakes) and drinking beer we watch the illuminated fountains, see many locals doing their excercise (table tennis, inline skating, skateboard) and walk along the riverbank for a last time.

On the next morning we say "Goodbye" (for the last time so far) to Sasha and walk (heavy loaded with baggage) to the underground station Marino. We immidiately miss our bicycles on which it is so easy to roll or cycle all our things. Arrived at the Kazan train station we are happy to enter the train without any trouble (we do not have our bikes with us). Together with us in the cabin is Vera, a jung russian "Babushka" (Grandmother). She only speaks Russian, but thanks to the vocabulary and small talk list that Steffi's Russian teacher translated for us, we get in contact with her. Now that the ice between us is melted, we both share our food for a lunch together in the compartment. (Steffi remembers good that Wera could not understand what she is eating at all as a Vegetarian, as well as Vera was surprised why we do not have children yet.)
Also with us in the same car are 3 travellers from Slovakia that managed to get their 3 bicycles in the waggon without any problems. They want to cycle in Mongolia. We exchange our travel experience and Dirk plays jaw's harp with them. Around 10 p.m. the train swings us into sleep, unfortunately we wake up several times during the night, since it is pretty hot in the train.

At the next morning we get to know that the air condition in our waggon is not working. Also it is not possible to open a window in the cabin, so we have to sweat during the day and Vera sleeps the most of the time. We use every possible stop to get out of the train, to catch fresh air and get some Russian ice cream (Maroschnoje). In between we (the tourists) clean the windows of our car to get a better sight during the travel. Like everytime our conductor (Provodnitza) calls us in time that we get back into "Africa", how she calls our hot carriage. In the meantime Vera has complained a lot about the temperature and she gets a bed in a different car, that has a working air condition. She says goodbye, not without giving us some sweets for our further travel on the train. Now we both have a own compartment for ourselves – what a luxury (like in the 1st class) with one drawback – the sauna is included ;-) The thermometer, next to the conductors cabin shows more than 30 degC, not only because the Samovar (hot water dispenser) is next to it, where we constantly get new hot water for instant noodles and tea. Only one time we visit the restaurant waggon to drink a cold beer. :) Apart from that we buy food food from the local "Babuschka's" that wait at many stations to sell their home grown vegetables, hot meals and other things to improve their very low pension. We try fried cheese (Syrniki) for a late breakfast (only because of the time-shift) ;-).

The second day in the train passes by quickly and also at the next morning the temperature in the car goes up quickly. Now we at least notice something like a ventilation that let some fresh breeze in our cabin. Also some clouds do appear that delays the temperature rise a bit. We spend the time with reading, writing blog, watching movies on our netbook and watching out of the window. Also this 3rd day elapses pretty fast due to time shift and the temperatures in our car. The time on the train is confusing. It does not matter where the train (on russian terrritory) is, all times in the train and at the platform shows Moscow time. Thus we always have to consider the timezone we are in to calculate local time. In the evening we chat with our Spanish cabin neighbours that also want to get off in Irkutsk. As the train will arrive at 3 am (local time) in Irkutsk we try to sleep early.
Already 1 hour before arrival the conductor wakes us by shouting "Irkutsk" which confuses us a bit as we are stopping in a station at this moment. But it will take 2 more stops until we arrive in the biggest sibirian city on time. We do not need to hurry to leave the train, there is a scheduled stop here for 45 minutes. Together with with 2 of the Spanish guys we share a taxi that brings us to the Baikalhostel that we booked before. As quiet as possible we get into our beds in the 6-bed dormitory and fall asleep.