Freitag, 21. September 2012

Irkutsk und Baikalsee - wir sind in Sibirien

Reisende - Travellers
Ziemlich spät kommen wir aus den Betten, die Nacht halb im Zug und halb im Hostel war ermüdend. Jetzt sind wir gespannt, ob und in welchem Zustand unsere Räder in Irkutsk angekommen sind. Von der Innenstadt aus müssen wir den Fluss Angara überqueren um zum Bahnhof zu gelangen. Nach kurzer Suche finden wir den Gepäckbahnhof und wollen mit unseren Tickets die Räder abholen. Zunächst versucht uns die Dame am Schalter jedoch noch einmal 60 Rubel abzuknöpfen um die Räder zu erhalten. Wir stellen uns dumm und wollen (und können!) sie nicht verstehen, letztendlich bekommen wir die Drahtesel auch ohne das Geld zu bezahlen. Mein Rad hat einen großen Kratzer bis auf's Alu am Rahmen abbekommen, ansonsten nur Kleinigkeiten – wir freuen uns, die Räder sind voll intakt. Zufrieden fahren wir zurück zum Hostel, holen unser Gepäck und ziehen ins Baikalhostel um (da der Baikaler für die kommende Nacht leider ausgebucht ist). 
Am Angaraufer
At the Angara riverbank
Das neue Hostel liegt leider 8 km von der Innenstadt entfernt in der Nähe des Angara Staudamms. Leider ist es nicht so schön und sehr beengt, da es eine Wohnung in einem Wohnhaus, mit nur einem Bad für alle 16 Gäste ist. Zwar ist das Baikalhostel das erste Hostel in Irkutsk, jedoch sind Inneneinrichtung und Zustand der Betten seitdem scheinbar nicht erneuert worden. Durchhängende, quitschende Doppelstockbetten, eine Mini-Küche und leider kein Aufenthaltsraum runden das unterdurchschnittliche Bild ab. Die Angestellten sprechen Deutsch, was jede Menge deutsche Touris anzieht. In unserem Falle haben wir den Altersdurchschnitt gründlich gesenkt, da eine deutsche Reisetruppe von mit-40ern oder Fünfzigern fast die ganze Wohnung in Beschlag genommen hatte.
Versunkene Holzhäuser
Sunken wooden house
Nun gut, wir fahren erst einmal mit dem Bus zurück in die Stadt. Dort spazieren wir an der Angara-Promenade nordwärts zu einem großen Stadttor. Dabei entgeht uns nicht, welche hohe Strömung der breite Fluss hat – verständlich, wenn man sich überlegt das dieser der einzigste Abfluss aus dem Baikalsee ist. Dort finden wir auch eine Tafel auf der die Architekturdenkmäler der Innenstadt zu einem Rundgang zusammengefasst sind. Kurzerhand entschließen wir uns diesem Rundgang bei schönem Wetter zu folgen. Vorbei durch Straßen mit vielen alten, krummen und schiefen Holzhäusern, durch die Fußgängerzone und die Hauptstraßen der Innenstadt gewinnen wir einen guten Ein- und Überblick über die Hauptstadt Sibiriens. Nachdem wir noch kurz einkaufen waren, fahren wir zurück zum Hostel, kochen uns dort Wareniki (gefüllte Teigtaschen) und treiben uns im Internet herum. Gegen 23 Uhr legen legen wir uns hin, sind damit bereits die Allerletzten und kommen in ein Zimmer mit 3 schnarchenden Männern – das Einschlafen fällt sehr schwer. Die Nacht über wachen wir mehrmals auf und hören der Scharchofonie zu, hört der Eine mal auf, fängt garantiert ein Anderer an.
In Irkutsk
Gegen 8 Uhr stehen wir freiwillig auf, sind übermüdet, genervt und haben von den durchhängenden (Feld)Betten Rückenschmerzen. Obwohl wir eigentlich 2 Nächte hier bleiben wollten, ziehen wir hier vorzeitig aus und in das Nerpa Hostel ein (zum Glück gibt es jede Menge Hostels in Irkutsk). Nerpa ist eine kleine Robbenart, die nur am Baikalsee vorkommt und eben der Name dieses Hostels. Bei unserer Ankunft gegen 10 Uhr schlafen noch fast alle im Hostel – auch etwas komisch. Wir stellen unsere Sachen erst einmal in eine Ecke dieser Wohnung und gehen zum mongolischen Konsulat. Hier beantragen wir das Visum für die Mongolei. Gleich beim Betreten des Hauses fällt uns die Freundlichkeit der Mitarbeiter auf. Man lächelt, gibt uns zuvorkommend Schere und Klebestift um das Passbild auf dem Antrag festkleben zu können und hilft uns gern ,wenn Fragen bestehen. Sofort kommt bei uns eine Vorfreude auf unser nächstes Reiseland auf, es scheint als ob man da offener, herzlicher und hilfsbereiter ist als hier in Rußland (das schlechte Bild gilt aber nur für Offizielle). Jetzt sind wir unsere Reisepässe ersteinmal los, die Bearbeitung wird eine Woche dauern. Wir radeln zurück ins Hostel und beziehen unser Doppelzimmer – heute Nacht garantiert keine Schnarchnasen! Dort bereiten wir unsere Radtour nach Listvjanka am Baikalsee vor, die morgen startet.

Unterwegs in Richtung Listvjanka
On the way to Listvjanka
Am Fluss Angara
At the Angara river
Mit (fast) vollbepackten Rädern geht es am späten Vormittag los in Richtung Baikalsee. Endlich dem Stadtverkehr entkommen verläuft die hügelige Straße immer parallel zum Angara-Fluss südostwärts. Nach jedem etwa 300 m langen Anstieg, geht es wieder zügig bergab. In der Talsole angekommen, jedoch auch gleich wieder bergauf. So zieht sich das für die nächsten 40 km. Die Beine sind schon sehr schwer und Steffi schmerzt ihr Knie, deshalb machen wir öfter mal Pausen in denen wir Kwass (Brottrunk) trinken, der hier am Straßenrand aus gelben Tankwagen verkauft wird und futtern Müsliriegel, damit die Beine wieder in Schwung kommen. Nach 65 km wird das Profil wieder flacher, der Fluss neben uns breiter und vor uns öffnet sich der Baikalsee. Bei grauem Wetter checken wir im Baikaler Eco-Hostel in Listvjanka ein.


Angekommen am Baikalsee
Arrived at Lake Baikal
Obwohl wir im voll belegten 10 Bettzimmer schlafen, haben wir eine erholsame Nacht im Dachgeschoss des Holzhauses. Ob es an dem angenehmen Raumklima, den bequemen Betten oder unserer Erschöpfung liegt wissen wir aber nicht. Bei schönem, sonnigen Wetter fahren wir mit leeren Rädern den Weg hinunter zum Baikalsee, schauen uns im Ortskern von Listvjanka um und essen am Strand frisch geräucherten Omul (Fisch aus dem Baikalsee). Eine kleine Kostprobe, wie kalt der See wirklich ist, machen wir bei einem Fußbad ...und ja - er ist sehr kalt! Den Abend verbringen wir mit anderen Reisenden im Hostel, tauschen Reisegeschichten und -pläne aus.
Der Omul ist gegessen!
This Omul is eaten!

Eiskalter Baikalsee
Freezing cold lake baikal



In der Banja
In the Banya
Am heutigen Morgen werden wir von Regen geweckt. Der Himmel ist sehr grau, kein Lichtblick. So wird das wohl nichts mit der Wanderung an der Küste entlang in ein 18 km entferntes Dorf. Stattdessen lassen wir alle 4 gerade sein, schreiben Postkarten und lesen. Am frühen Abend haben wir uns die Banja (russische Sauna) auf dem Gelände reserviert. Diese ist in einem schönen Holzhäuschen und es wurde sehr gut für uns angeheizt. Wir setzen uns mehrmals in den 70ºC heißen Raum, "peitschen" uns mit Birkenzweigen und trinken Bier. So wurde uns trotz des kühlen, grauen Wetters noch richtig warm ums Herz ;-)

Das Wetter zeigt sich wieder von der schönen Seite. Bei blauem Himmel und Sonnenschein stärken wir uns am Morgen im Hostel für die bevorstehende Wanderung nach Bolshi Koty, dem 18km entfernten Fischerdorf. Von Listvjanka führt der Weg zunächst im bergigen Hinterland in Richung Osten. Nach 8 km gibt der Wald immer wieder Blicke auf den tiefblauen Baikalsee frei. Der Weg schlängelt sich teils breit, teils schmal und abenteuerlich nah an der Steilküste entlang, verliert hin und wieder an Höhe, sodass man an das Wasser gelangt. 







Auf dem Weg nach Bolshi Koty
On the hike to Bolshi Koty
 









... ist ganz schön kalt ...
... is really cold ...
Das Wasser im Baikalsee...
The water of lake Baikal...

Es ist später Mittag und somit am wärmsten als wir uns getrauen, ein Bad im klaren Wasser des Sees zu nehmen. Es ist eine ziemlich große Überwindung, jedoch verspricht ein Bad im Baikalsee ein um 5 Jahre längeres Leben – hehe!


... aber trinkbar
... but trinkable
Wir haben es Beide in den See und auch heil wieder heraus geschafft. Danach hatte die Sonne ein leichtes Spiel uns wieder aufzuwärmen. Erfrischt und flotten Schrittes wandern wir weiter – wollen wir doch die Fähre vom Fischerdorf zurück nach Listvjanka nicht verpassen. 








Auf der Wanderung
On the hike
Lebensmittelladen in Bolshi Koty
Grocery store in Bolshi Koty
Zeitvertreib am Strand
Wasting time at the beach
In Bolshi Koty angekommen verwirren uns wiedersprüchliche Aussagen, ob die Fähre um 18 Uhr nun heute fährt oder nicht. Angeblich wird sie wegen viel Wind späterkommen oder ausfallen. Von Wind ist hier zwar nichts zu spüren, aber vielleicht anderswo? Wir nutzen die Zeit, schlendern durchs Dorf, werfen einen Blick in den kleinen Lebensmittelladen und warten am Steg. Zusammen mit uns tun das noch einige andere Touristen und Einheimische – na dann muss ja noch was kommen. Neue Gerüchte kommen auf, dass eine andere Fähre um 21:30 Uhr kommen wird. Wir, wie auch die Einheimische harren aus. Zusammen mit anderen Reisenden (die größtenteils auch in unserem Hostel wohnen) kühlen wir eine Flasche Wodka im Baikalsee und entleeren sie kurze Zeit später – überhaupt wird uns am Strand nicht langweilig, wir haben eine Menge Spaß. Es ist schon dunkel und fast 22 Uhr als eine Katamaran-Fähre am Strand anlegt und ihren Steg zu uns herunterklappt. Wir alle finden auf dem Schnellboot mit Ziel Irkutsk Platz und außerplanmäßig werden wir auch in Listvjanka abgesetzt. Etwas ausgehungert zurück im Hostel packen wir alle zusammen unsere Essensvorräte auf den Tisch und verputzen sie gemeinsam. Mit Kaviar und Wodka wird es so doch noch ein sehr schöner Abend, bei dem wir auf französisch-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft anstoßen.
Endlich kommt eine Fähre
Finally a ferry came
Und alle freuen sich
And everybody is happy
Anstoßen auf die französich-kanadisch-australisch-deutsche Freundschaft
Cheers to the french-canadian-australian-german friendship
An einem verregten Tag zurück nach Irkutsk
On a wet day back to Irkutsk
Tags darauf regnet es wieder und wir entscheiden uns mit dem Bus die 70 km zurück nach Irkutsk zu fahren. Nach einigem Suchen finden wir einen Minibus mit Dachträger der uns und die Drahtesel (für einen kleinen Aufpreis) mitnimmt. Wir warten noch bis er mit mehr Passagieren voll ist und in knapp 1,5 Stunden geht es zurück in die Stadt. Am Nachmittag bereiten wir uns im Hostel auf die Tour zur größten Insel im Baikalsee – der Insel Olchon vor. Am nächsten Tag wollen wir uns mit den Rädern auf die 250 km lange Tour machen.

Tour Irkutsk und Listvjanka:
85.Tag (13.08.): Irkutsk (0:30h,7km)
86.Tag (14.08.): Irkutsk- Taltsi-Listvjanka (5:05h, 78km)
87.Tag (15.08.): Listvjanka
88.Tag (16.08.): Listvjanka
89.Tag (17.08.): Listvjanka- Bolshie Koty- Listvjanka
90.Tag (18.08.): Listvjanka- Minisbusfahrt nach Irkutsk (0:27h, 4,6km)

It has been an interrupted night, so we get up late this morning. We are excited how our bicycles made it to Irkutsk in the baggage waggon. To get back to the train station we have to cross the river Angara. It takes some minutes until we find the baggage counter where we show our tickets. The lady tries to tell us in Russian that we have to pay another 60 roubles to get back our bikes. We don't (want) to understand her and finally get our bulky luggage back without paying this "tip". Although we did not pack them they are both fully functional – we are happy to have them back! Now we cycling back to downtown, picking up our bike panniers at the hostel and move to another hostel (since the previous one is fully booked). Our new "home" the Baikalhostel is not as nice as the previous one and 8 km away from the city center. Although it had been the first hostel in Irkutsk, we do not understand it's good reputation. 16 guests squeeze into a small flat, only 1 bathroom, a tiny kitchen and no common area. Also the funiture seemed to be not renewed since times. Metal squeaking and very soft bunk beads do complete the underaverage appearance. The staffs speaks German which attracts a lot of German tourists. At this day the flat was occupied by a group of travellers, all around 40 or 50 years old – we have lowered the average age in a hostel! However – by trolleybus we went back downtown. Direction north, we walk along the riverbank and where we find a big city gate. We recognize that the flow of the Angara river is fairly high due to the fact that this river is the outflow of lake baikal. In the area we find a plate that displays a city walk along the architectural interesting sites in the city. We decide to follow this suggestion. The way leads us along old (half sunken) wooden houses, through the pedestrian area and the main streets of the city center and thus offers a good overview of the sibirian capital. After we have been shopping for our dinner we return to the hostel and cook Vareniki (filled dumplings) and stroll around on the internet. Around 11 we go to bed, being already the last ones. Sadly that we found our dormitory full of snoring man – it is hard to fall asleep. This night we wake up more than once and listen to the "Snoring-symphony", when one finishes it is guaranteed that some other starts.

Around 8 we get up, frustrated, sleepy and with a hurting back. We decide to move out and spend the next night in the Nerpa (again a different) hostel. Nerpa is the name of a small seal species that only exists at Lake Baikal and the name of this accomodation. At our arrivial around 10 am, everybody (incl. staff) still sleeps – a little bit curious. So we just place our bags in a corner and leave for the Mongolian consulate, where we apply for visa today. Directly as we enter the consulate we realize that things are different than in Russian offices. People are helpful, friendly and with a smile on their face they help to do the paperwork. In us grows excitement about our next country to travel. It will take a week until we can pick up our passports again. We cycle back into our twin room – today there will be no one snorring! In the afternoon we prepare our next bike-trip that starts tomorrow and will bring us to Listvjanka at Lake Baikal.

With (almost) all our luggage we leave Irkutsk in the late morning, direction Lake Baikal. After we escaped the towns traffic, the hilly street follows in parallel to the Angara river, direction southeast. After each ascend of about 300 m length, it goes downhill. Arrived in the dip again uphill. That's how it remains for the next 40 km our legs getting heavy and Steffi's knee starts to ache. During breaks we drink "Kvass" (a bread based drink) that is sold at the street and eat cereal-bars so that we recover quickly. After 65 km the road get's more flat and in front of us Lake Baikal appears. Listvjanka welcomes us with a grey sky and we check in the nice Baikaler Eco hostel.

Although we slept in a 10 bed dorm, we had a relaxing night under the roof in a wooden house. We don't know if that had been due to the good room climate, the good beds our own exhaustion. At nice weather we cycle with unloaded bikes down to Lake Baikal, exploring Listvjanka and eat smoked Omul (fish from lake Baikal). By foot and legs we checked out the lakes temperature – and yes, it is really cold! The evening we spend together with more travellers in the hostel, exchanging travel experience and -plans.

This morning the rain wakes us. The sky is completely grey – no hope for sun. We have to change plans and will not do hiking today. Instead we write Postcards and read. In the late afternoon we go to the Banya (russian Sauna). This Banya is in a seperate wooden building and was heated up very well. We use the 70 degC hot room a couple of times and hit us with birch branches how it is traditional here and drink beer. Thus we had a nice and warm day – even during cold weather.

The sun is back again – the right time for a hike! We strengthen ourselves with a good breakfast and start our 18 km tour to the fisher village Bolshi Koty. From Listvjanka the path leads trough forest and over hills direction east. After 8 km lake Baikal appears more and more often and finally the track follows the steep coast. Some stone or gravel beaches appear every now and then giving access to the water. It is early afternoon when we take a swim the the cold, clear lake. It is hard to get in but according to a legend a bath in the lake extends the live for 5 years!!! We both now get older after this refreshing adventure. We continue our hike soon to not miss the ferry from Bolshi Koty back to Listvjanka in the evening. Arrived in village there are different rumous that the ferry will be late or won't run today. In the meantime we explore the village with it's small grocery store and have some fun with other travellers that are waiting like we do. Locals that also keep on waiting at the beach give us hope that sometime some boat will come. It is almost 10 pm when finally a katamaran boat arrives at the beach. Together with other guests from our hostel we got off the boat 30 minutes later, walk to the hostel and all of us spend a funny late evening at the big table.

Today it rains again and we turn back to Irkutsk by mini-bus. After a while we find a van with a rack that can take us and the bikes for a little extra money. Within 1,5 hours we are back in the town and prepare our tour to the biggest island on the lake, island Olchon. On the next day we want to start with our bicycles on this 250 km long tour.

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