Sonntag, 20. Januar 2013

Hanoi – die quirlige Hauptstadt Vietnams

Die Großtstadt mit den von hupenden Motorädern überfluteten Straßen wird uns nicht bloß als geschäftig und laut in Erinnerung bleiben, Hanoi werden wir stets auch mit Tod und Trauer assozieren. Das ist der Ort an dem wir vom so plötzlichen und unerwarteten Tod von Steffis Tante erfahren haben. Uns gehen plötzlich so viele Gedanken durch den Kopf, sollen wir die Reise abbrechen um bei der Beerdigung dabei zu sein, wie können wir den Schmerz teilen und für die Familie da sein? Einfach so weiter reisen wie bisher, danach ist uns nicht zu Mute. Nach einem langen Telefonat mit Steffis Eltern lassen wir die Idee des kurzfristigen Heimflugs fallen. Uns wird bewußt, wie kostbar jeder Tag unserer gemeinsamen Reise ist und beschließen - nun erst recht - mit weit geöffneten Augen die Schönheit der Welt zu entdecken. Brigitte war ein so lebensfroher und aktiver Mensch, mit ihrem Lachen in unserem Herzen werden wir sie auf unserer weiteren Reise mitnehmen.

Am Hoan Kiem See
At the Hoan Kiem Lake
Ngoc Son Tempel/Temple
Im Moment ist uns nicht nach einer Besichtigungstour zu Mute und so laufen wir zum Hoan Kiem See unweit unserer Unterkunft. Dort spazieren wir am Ufer entlang und auf die kleine Insel auf der sich der Ngoc Son Tempel befindet. Anschließend laufen wir durch ein paar Gassen des quirligen „Old Quarters“ und kaufen Postkarten und Reisschalen (die ersten Souveniers für uns selbst). Danach verbringen wir viel Zeit im Hotelzimmer, telefonieren mit Steffis Eltern und können Brigittes so plötzlichen Tod einfach nicht begreifen. Am Abend gehen wir noch einmal in die lebhafte Altstadt, wo wir auf dem Balkon eines Restaurants zum ersten Mal die Köstlichkeiten der vietnamesischen Küche probieren. Spät in der Nacht rufen wir noch einmal in Südfrankreich bei Dirks Schwester an, wir wollen seiner Nichte Lara zum Geburtstag gratulieren. Aufgrund der 6 Stunden Zeitverschiebung ist sie jedoch noch im Kindergarten und nicht zu sprechen. 
Als Geburtstagsgruß senden wir ihr ein paar Bilder von uns.

Fahrradrikschas in den Straßen
Bicycle-rickshaws on the streets
Die Ein-Säulen-Pagode
At the One-Pillar-Pagoda
Das inklusive Frühstück mit Rührei, Baguette und Kaffee macht uns fit für den Tag. Mit den Rädern geht es zum Ho-Chi-Minh Mausoleum. Nach ein paar Missverständnissen, ob unser kleiner Rucksack nun mitgenommen werden darf oder nicht, geben wir ihn letztendlich ab und steigen die Treppen hinauf in den massiven Bau. Was wir dort sehen erinnert uns schon stark an das Leninmausoleum in Moskau, jedoch schauen hier die Soldaten der Ehrengarde nicht so grimmig wie am Roten Platz. Danach besuchen wir die Ein-Säulen Pagode die in einem kleinen Teich steht. 
  
Es wird so langsam drückend heiß, beste Zeit sich ein Museum anzuschauen. Das Ho-Chi-Minh Museum, im „modernen“ 70er Jahre Stil ist dem Begründer des vietnamesischen Kommunismus gewidmet. Die Ausstellung reicht von der Gründung der kommunistischen Partei, deren Kampf um die Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht, der Teilung des Landes in den kommunistischen Norden und den von den USA unterstützten Süden, bis hin zum Vietnamkrieg und der darauf folgenden vollständigen Einnahme des Landes durch die Kommunisten.

Ho-Chi-Minh-Museum
Anschließend radeln wir zum großen Westsee wo wir am Ufer Joghurt mit Kaffee (Sua Chua Ca Phe) und Joghurt mit Kakao (Sua Chua Cacao) trinken. Nach einer schönen Radtour am See entlang erreichen wir den „Temple of Literature“ Van Mieu. In dem Konfuziustempel, der ersten höheren Lehranstalt des Landes, feiern viele Absolventen gerade ihren Abschluss. Die jungen Frauen tragen die klassischen vietnamesischen Gewänder Áo dài, die Männer dagegen schlicht Hemd und Hose.

Vietnamesische Schulabsolventinnen posieren im Áo dai
 Vietnamese girls wearing Áo dài for graduation celebration
Im Literaturtempel Van Mieu
In the Temple of Literature
Am Abend gehen wir wieder in das Restaurant von gestern, mit dem schönen Blick vom Balkon, essen und rufen noch Opa August zu seinem Geburtstag an – damit sind wir sicher die am weitesten entferntesten Gratulanten.

Heute lassen wir es ruhig angehen. Nach einem entspannten Vormittag im Hostel fährt Dirk zum Radladen auf die andere Seite des Flusses. Er sucht nach neuen Bremsbelägen für die Scheibenbremsen. In dieser Zeit geht Steffi zum Friseur, dieser traut sich jedoch nicht so richtig ihren Pony schräg zu schneiden, so wie sie es mag. Danach treffen wir uns wieder, ich leider ohne neue Bremsbeläge in der Hand, Steffi jedoch mit neuem Haarschnitt. 
 

Am heutigen Mittwoch ist die Beerdigung von Brigitte in Hattenhof. Steffi wäre gern dabei gewesen. Um uns selbst in Ruhe von ihr verabschieden zu können, laufen wir am späten Nachmittag durch die engen Straßen zur katholischen Kirche St. Joseph. Da dort jedoch gerade eine Hochzeit stattfindet, suchen wir uns ein Kaffee und warten ein wenig. Um 17.30 Uhr gehen wir zurück in die Kirche und verabschieden uns dort gemeinsam von Brigitte. Auf dem Rückweg zum Hostel kommen wir am Hoan Kiem See vorbei, wo der Tempel jetzt schön angestrahlt ist.

Heute Vormittag heißt es aussortieren und packen. Zum Einen wollen wir ein Paket mit Weihnachtsgeschenken und nicht mehr benötigten warmen Pullovern zurück nach Deutschland schicken, zum Anderen wollen wir weiterreisen. Wir bezahlen unsere Rechnung (1,2 Millionen Dong für das Zimmer und 1,2 Millionen Dong für die Nachtzugtickets) und stellen unser Gepäck an der Rezeption ab. Dann geht es in die Stadt wo wir die letzten kleinen Geschenke kaufen. Mit vier Tüten laufen wir dann vom Hostel zur Post, wo wir das Paket packen, welches am Ende 6,5 kg auf die Waage bringt. Es ist ein wenig stressig sich für die richtige Versandgeschwindigkeit zu entscheiden, die ja am Ende auch eine Frage des Preises ist und die Zolldeklaration auszufüllen. Als das Paket dann endlich geschlossen und auf der anderen Seite des Postschalters verschwunden ist, gehen wir erst einmal einen landestypischen starken Eiskaffee mit süßer Kondensmilch (Cà phê nâu dá) trinken. Dirk schwingt sich noch einmal auf's Rad und besucht auf der Suche nach Ersatzteilen für seine Bremse einen weiteren Radladen, jedoch auch diesmal ohne Erfolg, Steffi schreibt Tagebuch. 

Im Wasserpuppen-Theater
In the Water Puppet Theatre
Um 17 Uhr treffen wir uns am Wasserpuppentheater wieder und schauen uns die interessante Aufführung an. Die Puppenspieler stehen selbst im Wasser (hinter der Bühne) und dirigieren die Puppen über einen langen Stab. In einer Straßenküche essen wir gebratene Nudeln und Reis und trinken dazu ein gezapftes „Bia Hoi“-Bier. Zurück am Hostel baut sich Dirk seine Hinterbremse von Scheibenbremse auf V-Brake um, in naher Zukunft wird es wohl keine neuen Bremsbeläge für die Scheibe geben. Dann ist es an der Zeit zum Bahnhof zu radeln, wo uns eine Frau erwartet, die uns ein Ticket für die Fahrräder, die darauf hin im Gepäckwagon ihren Platz finden, kauft. Wir fahren im 6-Bett „Hard Sleeper“ (3. Klasse) ruckelig in Richtung Norden, Ziel Lao Cai unweit der Grenze zu China.
Unsere Fahrräder im Gepäckwagen nach Lao Cai
Our bicycles in the baggage wagon to Lao Cai
Hanoi:
183.Tag (19.11.): Hanoi (Altstadt)
184. Tag (20.11.): Hanoi (Ho-Chi-Minh-Mausuleom und -museum, Westsee, Literaturtempel Van Mieu)
185.Tag (21.11.): Hanoi (St. Joseph-Kathedrale)
186.Tag (22.11.): Hanoi (Altstadt, Post, Wasserpuppentheater) – Nachtzugfahrt nach Lao Cai (0:12h, 3km)

Hanoi – the lively capital of Vietnam
The city with its streets flooded by hooting motorbikes will not only stay in our memory as being busy and loud, we will associate Hanoi always with death and sorrow. This is the place where we have been informed that Steffi's aunt passed away so suddenly and unexpected. So many thoughts come up into our minds, should we stop our journey to join the funeral, how can we mourn, share the pain and be with the family? Just to go on like before is not an option. After a long conversation with Steffi's parents we drop the idea of flying back home on short notice. Now we realize how important and valuable each single day of our journey is and therefore decide to travel on with eyes wide open for the beauty of nature. Brigitte has been such a lovely, positive and open-minded person – with her smile in our hearts she will be with us on the travel.

As we're not that much in the mood to do a big seightseeing tour we just walk to the Hoan Kiem lake near our hostel. We do a walk along the lakeside and on the small island where a small tempel is on. We visit the "old quarter" where we buy rice bowls made of bamboo (the first souvenier for ourselves) and postcards. We spend most of the afternoon at the hotel room, talk to Steffis parents and can still not understand the unexpected death of Brigitte. For dinner we go once more in the lively city center where we find a nice place on a balcony of a restaurant and try the Vietnamese kitchen for the first time. In the late evening we call Dirk's niece Lara for her birthday. Due to the 6 hours time difference she is still in the Kindergarten. Instead we send her some pictures as a birthday greeting from us.

In the morning we enjoy the included breakfast that comes to our room. The first place we want to go today is the Ho-Chi-Minh mausoleum. We follow the steps upstairs in the massive building. What we see there reminds us of what we've seen in the Lenin mausoleum in Moscow with the difference that the soldiers do not look that serious and unfriendly like they did on the red square. We visit the one pillar pagoda close by and go to the Ho-Chi-Minh museum afterwards. The museum in a "modern" 70s-style shows the life of the founder of the Vietnamese communism. The exhibition starts from the founding of the Vietnamese communism party and their fight for the independence from the french colonialism, the seperation of the country in the communist north and the south (that has been supported by the US) and covers the Vietnam war and the establishment of the socialist country of Vietnam.
Back outside in the sun we cycle to the west lake where we have a iced coffee (Ca PheNau da) and a iced chocolate (Sua Chua Cacao). We follow the way along the lakeside until we arrive at the "Temple of Literature" Van Mieu. In the confucius temple that has been the first university of the country diploma celebrations are going on at this moment. The young woman wear the traditional Vietnamese skirt, man wears shirt and trousers.
In the evening we have again dinner at the same place than yesterday and give Steffis grandfather a brithday call – this must have been the most far away greetings for him.

Today we take it easy. In the late morning I make a small tour through the city in order to find brake pads for the disk brake on my bike – without success. Steffi uses the time to go to the hair dresser – unfortunately he is too much afraid to cut her pony diagonal as she likes it but the rest is great.
Today is the day of the funeral of Steffi's aunt in her home village. As we can not participate we go to the catholic church together to find a peaceful and silent atmosphere to say goodbye to her. On the way back to the hostel we're once more at the Hoan Kiem lake that is illuminated in a beautiful way.

At todays morning we have to re-organize our bags as we want to send some warm clothes together with our Christmas presents back home. On top of that our journey will go on in the evening. We pay our bill at the reception (1,2 Million dong for the room and 1,2 Million for our night train tickets) and store all luggage at the reception. We go to the city once more to buy some last little gifts and when we're back at the hostel we take everything (4 plastic bags) and walk to the post office. Finally the cardboard box weights 6,5 kg. In the beginning we have some trouble to decide for the right postal service and the right delivery speed as everything is a matter of money! Once we filled out every form and the customs declaration the box finally changes the side of the counter and we hope for the best! To lay back and relax a bit we find a coffee where we have 2 typical strong Vietnamese coffee with sweet condensed milk (Cà phê nâu dá). While I try to find my brake pads at a different bicycle shop (without success again) Steffi writes our diary. We meet again at the water puppet theatre and watch the interesting show. The puppet actors are standing behind the stage (in the water too) and navigate their puppets on a long stick. On our way back to the hostel we have dinner at the street kitchen and a "Bia Hoi" beer. As we still have some time I change my bicycle brake from the disc brake to V-brakes as I do not expect to get new pads for the sophisticated brake in the next time. Then it's time to cycle to the train station where we meet a woman that helps us with the tickets to get our bikes in the luggage waggon. In a 6 bed "hard sleeper" compartment we drive with the train towards north, destination Lao Cai, close to the Chinese border.

2 Kommentare:

  1. Ich bewundere eure Ausdauer und die Kraft weiter zu machen. Respekt!
    Nichts scheint so schön zu sein wie das was ihr gerade seht und erlebt! Macht weiter auf eurer Reise! Dazu wünsche ich euch viele schöne Momente!

    Viele liebe Grüße,
    der Karsten aus dem weit entfernten München

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